Forderung nach härteren Corona-Maßnahmen nimmt deutlich zu / 2020 war für viele kein gutes Jahr – verhaltener Optimismus für 2021
In dieser Woche halten so viele wie noch nie (84 Prozent) das Thema „Corona“ für das wichtigste politische Problem in Deutschland. Mit 59 Prozent hat auch der Anteil in der Bevölkerung weiter zugenommen, der seine Gesundheit durch das Corona-Virus gefährdet sieht, 39 Prozent meinen das nicht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).
Kritik an aktuell geltenden Corona-Maßnahmen
Obwohl die Corona-Regelungen zuletzt weiter verschärft wurden, gehen diese einer Mehrheit von 49 Prozent (plus 18 im Vergleich zu vor zwei Wochen) nicht weit genug. Sie sprechen sich für härtere Maßnahmen aus. 13 Prozent (minus 4) halten die aktuell geltenden Vorschriften für übertrieben und nur noch 35 Prozent (minus 15) finden sie gerade richtig.
Bewertung einzelner Maßnahmen
Die letzte Woche beschlossene Verlängerung des Teil-Shutdowns bis zum 10. Januar 2021 unterstützen 82 Prozent, und 17 Prozent sind damit nicht einverstanden. Dass es Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen für private Treffen an Weihnachten im Familien- und Bekanntenkreis gibt, finden jetzt nur noch 48 Prozent richtig und 50 Prozent nicht richtig (Nov. II: 58 Prozent richtig; 39 Prozent nicht richtig). Entsprechende Lockerungen über Silvester werden deutlich abgelehnt (richtig: 19 Prozent; nicht richtig: 79 Prozent). Nächtliche Ausgangssperren in Stadt- und Landkreisen mit hohen Infektionszahlen finden 74 Prozent richtig und 23 Prozent nicht richtig.
Wenn die hohen Infektionszahlen in den nächsten Wochen nicht zurückgehen, dann plädieren 73 Prozent für einen harten Shutdown ähnlich wie im Frühjahr, der zusätzlich auch die Schließung von Schulen, Kitas und Geschäften mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften umfasst. Gegen einen harten Shutdown sind 24 Prozent und eine Mehrheit der AfD-Anhänger (richtig: 43 Prozent; nicht richtig: 54 Prozent).
Projektion Bundestagswahl
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, ergäben sich im Vergleich zu Ende November nur wenige Veränderungen: Die Union käme auf 37 Prozent (unverändert), die SPD auf 16 Prozent (unverändert), die AfD auf 10 Prozent (plus 1), die FDP auf 5 Prozent (unverändert), die Linke auf 8 Prozent (plus 1) und die Grünen auf 20 Prozent (minus 1). Die anderen Parteien zusammen lägen bei 4 Prozent (minus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine aus CDU/CSU und SPD. Nicht reichen würde es für Grün-Rot-Rot.
Zusammenarbeit von CDU/CSU und AfD
Durch die Koalitionskrise in Sachsen-Anhalt ist das Thema politische Zusammenarbeit von Union und AfD wieder in der öffentlichen Debatte angekommen. Eine Öffnung der CDU/CSU für eine Zusammenarbeit mit der AfD befürworten 14 Prozent aller Befragten, 82 Prozent lehnen sie ab. Bei den Anhängern der CDU/CSU fänden das sogar nur 7 Prozent gut, 92 Prozent sind dagegen. Lediglich bei den AfD-Anhängern spricht sich eine Mehrheit dafür aus (82 Prozent; nicht gut: 13 Prozent).
Top Ten
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiter klar auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,6. (Nov. II: 2,5). Es folgen Jens Spahn mit 1,7 (Nov. II: 1,6), Olaf Scholz mit 1,6 (Nov. II: 1,6), Markus Söder ebenfalls mit 1,6 (Nov. II: 1,5), Heiko Maas mit 1,4 (Nov. II: 1,3), Peter Altmaier mit 1,2 (Nov. II: 1,2), Robert Habeck mit 1,1 (Nov. II: 1,4), Armin Laschet mit 0,5 (Nov. II: 0,7) und Horst Seehofer mit 0,5 (Nov. II: 0,4). Schlusslicht bleibt weiter Friedrich Merz mit 0,0 (Nov. II: minus 0,1).
Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU
Wenn es nicht bald zu einer Einigung bei den Verhandlungen kommt, wird Großbritannien zum Jahresende ungeordnet unter anderem aus dem gemeinsamen Binnenmarkt ausscheiden. Für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen erwarten 71 Prozent aller Deutschen, dass das starke wirtschaftliche Schäden für Großbritannien zur Folge haben wird, aber nur 24 Prozent erwarten Vergleichbares für die EU.
Jahresrückblick und Ausblick auf 2021
Die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen: Während seit 1991 das jeweils vergangene Jahr zumeist von mehr als 70 Prozent als ein für sie persönlich gutes bewertet wurde, meinen das von 2020 jetzt nur 52 Prozent, 45 Prozent sagen, es war für sie ein eher schlechtes Jahr. Gut die Hälfte (54 Prozent) erwartet, dass 2021 so ähnlich ausfallen wird, während 39 Prozent dem neuen Jahr eher optimistisch und 6 Prozent eher pessimistisch entgegensehen.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 7. bis zum 9. Dezember 2020 bei 1.246 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 39 Prozent, SPD: 18 Prozent, AfD: 7 Prozent, FDP: 3 Prozent, Linke: 9 Prozent, Grüne: 22 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 15. Januar 2021. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auf http://www.forschungsgruppe.de
Bericht: ZDF