HOHE TANNE / AUERBACH. Der Wolf ist zurück in Bayern – 2017 tauchte der erste Rückkehrer im Veldensteiner Forst auf. Im Jahr darauf konnten dort die ersten Welpen mit einer Fotofalle abgelichtet werden. Seitdem gab es jedes Jahr Nachwuchs im Veldensteiner Forst. War der Wolf seit der Ausrottung durch den Menschen über 100 Jahre lang bei uns ausgestorben, so müssen wir heute wieder neu lernen mit der Anwesenheit des streng geschützten Wildtieres zu leben.
Um sich möglichen Fragen und Sorgen der Bevölkerung anzunehmen, trafen sich Anfang Februar Ehrenamtliche und die Wildtiermanager der Regierung der Oberpfalz und der Regierung von Oberfranken in Hohe Tanne bei Auerbach zu einem gemeinsamen Infoabend. Insbesondere Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Waldkindergartens Hohe Tanne, Anwohnerinnen und Anwohner sowie umliegende Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter waren eingeladen, um den Wolf und seine Lebensweise kennenzulernen, Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Ronja Schlosser, Wildtiermanagerin an der Regierung der Oberpfalz, zeigte in ihrem Vortrag die typischen Merkmale des Wolfes, seine aktuelle Verbreitung in Deutschland und Bayern, sowie die Möglichkeiten, Wölfe mit der Hilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung zu erfassen. Dirk Pieper, Mitglied im Netzwerk Große Beutegreifer sowie Ansprechpartner bei WikiWolves, einer Freiwilligeninitiative, die Nutztierhaltern beim Zaunbau zur Prävention und in Notsituationen unterstützt, hatte zur Veranschaulichung seinen „Wolfskoffer“ im Gepäck. Anhand der mitgebrachten Wolfsfiguren konnten die Gäste selbst ein Wolfsrudel nachbilden und dabei lernen, dass es sich bei einem Rudel um einen Familienverband handelt, aus dem die geschlechtsreifen Jungtiere nach 10 bis 22 Monaten abwandern, um sich ein eigenes Territorium zu suchen. Mit Hilfe nachgebildeter Wolfs-Trittsiegel demonstrierte Dirk Pieper den geschnürten Trab, die für Wölfe typische Gangart, bei der die Hinterpfote energiesparend in den Abdruck der jeweiligen Vorderpfote gesetzt wird. So kann oft auch allein an einer Fährte im Schnee erkannt werden, ob es sich um einen Wolf oder einen Haushund gehandelt hat. Peter Lang, ebenso aus dem Netzwerk große Beutegreifer, berichtete von seinen eigenen, beeindruckenden Erfahrungen beim Spurenlesen in der Lausitz. Eine einzelne Wolfsspur hatte sich erst nach einer längeren Strecke in mehrere Spuren aufgeteilt, da mehrere Wölfe exakt denselben Weg nutzten und dadurch nur eine Spur hinterließen. Ebenso tragen Fotos zum landesweiten Wolfsmonitoring bei. Die Teilnehmenden bekamen Einblicke in das heimliche Leben ihres Veldensteiner Rudels und konnten Foto- und Videoaufzeichnungen von Wildkameras der Bayerischen Staatsforsten bestaunen.
Zum Abschluss präsentierten Dirk Pieper und Ronja Schlosser die neuen Infotafeln für Wolfsgebiete im Veldensteiner Forst. Die Tafeln wurden in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Staatsforst, Naturpark, Regierungen und Ehrenamtlichen erarbeitet und zeigen Verhaltenshinweise für Begegnungen mit Wölfen auf: Abstand halten, Ruhe bewahren, auf sich aufmerksam machen.
Das Interesse bei der Infoveranstaltung war groß. Ronja Schlosser und Dirk Pieper sind sich einig – Sorgen und Unsicherheiten müssen ernst genommen und die Bevölkerung informiert werden. Auch bei weiteren Fragen zum Thema Wolf steht Ronja Schlosser Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechperson an der Regierung der Oberpfalz zur Verfügung (Ronja.Schlosser@reg-opf.bayern.de, Tel.: 0941/5680-1855). Der dankenswerte Einsatz von engagierten Ehrenamtlichen wie Dirk Pieper bildet eine wertvolle Stütze im Wildtiermanagement der Regierung, um Öffentlichkeitsarbeit und Herdenschutz in Bayern voranzubringen.
Bericht: Regierung der Oberpfalz