AMBERG. Zwei Rentnerinnen wurden gestern zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr unabhängig voneinander in einem Lebensmitteldiscounter im Amberger Stadtwesten bestohlen. Beide Damen waren während des Einkaufs offensichtlich so abgelenkt, dass sie nicht bemerkten, wie bisher unbekannte Täter jeweils die Geldbörse aus der Handtasche beziehungsweise aus dem Einkaufswagen nahmen und unerkannt fliehen konnten.
Die Polizeiinspektion Amberg hat in beiden Fällen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und gibt Tipps um zukünftig potenzielle Opfer zu schützen.
Taschendiebe machen sich insbesondere das Gedränge bei Veranstaltungen, in Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln zunutze, um zuzuschlagen. Doch schon mit einfachen Verhaltensmaßnahmen können Sie sich davor schützen, Opfer eines Diebstahls zu werden.
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 98.512 Taschendiebstähle angezeigt, 2021 waren es noch 72.903 (2019: 94.106 Fälle). Neben Fahrraddiebstahl und Sachbeschädigungen sind Taschendiebstähle die häufigsten Delikte im öffentlichen Raum. Im Jahr 2022 entstand dabei ein Schaden von 32 Millionen Euro. Die meisten Fälle bleiben unaufgeklärt (Aufklärungsquote 2022: 6,0 Prozent), da die Tat von den Opfern häufig nicht gleich bemerkt wird. Denn Taschendiebe sind oft professionelle, international agierende Täter, die grenzüberschreitend in ganz Europa aktiv sind.
Die Tatzeiten des Taschendiebstahls folgen den Tatgelegenheiten: So schlagen die Diebe in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln überwiegend in der abendlichen „Rushhour“ zu, bei den Fernverkehrsmitteln zur Urlaubs- oder Hauptreisezeit. Entsprechende Brennpunktzeiten in den Einkaufszentren sind die Stunden vor Ladenschluss, während Aktionstagen (zum Beispiel Schlussverkäufe) und in der Vorweihnachtszeit.
Insgesamt wurden 2022 4.843 Tatverdächtige in Deutschland registriert, davon waren 72,1 Prozent 21 Jahre und älter. Oft sind es auch Kinder und Jugendliche, die beim Taschendiebstahl ertappt werden. 2022 waren 16,9 Prozent der Tatverdächtigen unter 18 Jahren alt.
Die Tricks der Taschendiebe
Zumeist gehen Taschendiebe in Teams von mehreren Tätern arbeitsteilig vor. Dabei nutzen sie Tricks oder schlagen nach einem selbst verursachten Gedränge zu. Opfer von Taschendiebstahl werden vor allem Frauen. Das Repertoire der Taschendiebe ist äußerst umfangreich, fast täglich werden neue Tricks bekannt:
Der Blumen-Trick
Sie begrüßen das Opfer freundschaftlich, umarmen es oder stecken ihm eine Blume an. Während das Opfer verdutzt ist, verschwindet die Brieftasche.
Der Falsche-Touristen-Trick
Falsche Touristen fragen ihre Opfer nach dem Weg und halten ihnen einen Stadtplan vor. Während das Opfer versucht zu helfen und die Karte in beide Hände nimmt, stibitzen die falschen Touristen etwas aus der Handtasche.
Der Stauerzeuger-Trick
Sie blockieren die Rolltreppe und lassen das Opfer und andere auflaufen. Während alle nach vorne blicken, bücken sich die Stauerzeuger, und ihre Komplizen greifen von hinten in die Tasche des Opfers.
Der Scheibenklopfer-Trick
Die Scheibenklopfer klopfen von außen an die Scheibe von Zügen oder Bussen. Komplizen im Waggon entwenden dem abgelenkten Opfer seine Wertgegenstände.
Der Rempel-Trick
Sie rempeln ihre Opfer im Gedränge an oder nehmen sie mit Komplizen „in die Zange“. Während das Opfer abgelenkt ist, greifen sie oder ihre Komplizen in die Tasche.
Der Beschmutzer-Trick
Sie bekleckern ihre Opfer „versehentlich“. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet das Geld des Opfers aus der Bekleidungstasche.
Der Drängel-Trick
In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht an das Opfer heran, das ihm den Rücken zuwendet und so die Tasche „griffbereit“ anbietet.
Der Geldwechsel-Trick
Sie bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Geldbörse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er Banknoten heraus.
Der Supermarkt-Trick
Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer bestimmten Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.
Der Hochhebe-Trick
In einer Gaststätte behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben „zieht“ er oder ein Komplize die Geldbörse.
Der Bettel-Trick
Kinder halten dem Opfer im Lokal ein Blatt Papier vor mit der Bitte um eine Spende. Oder sie tollen auf der Straße um das Opfer herum und betteln es an. Dabei nutzt einer die Ablenkung für den raschen Griff nach der Geldbörse oder in die Handtasche.
Der Taschenträger-Trick
„Taschenträger oder -trägerinnen“ spähen ältere Frauen beim Einkaufen aus und bieten ihnen scheinbar hilfsbereit an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der ältere Mensch nicht so schnell hinterherkommt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen. Der Verlust wird erst später bemerkt.
So schützen Sie sich vor Taschendieben
- Taschendiebe lassen sich am typisch suchenden Blick erkennen: Sie meiden den direkten Blickkontakt zum Opfer und schauen eher nach der Beute.
- Tragen Sie Geld, Schecks, Kreditkarten und Papiere immer in verschiedenen verschlossenen Innentaschen der Kleidung möglichst dicht am Körper.
- Tragen Sie Hand- und Umhängetaschen verschlossen auf der Körpervorderseite oder klemmen Sie sie sich unter den Arm.
- Benutzen Sie einen Brustbeutel, eine Gürtelinnentasche, einen Geldgürtel oder eine am Gürtel angekettete Geldbörse.
- Legen Sie Geldbörsen nicht oben in Einkaufstasche, Einkaufskorb oder Einkaufswagen, sondern tragen Sie sie möglichst körpernah.
Hängen Sie Handtaschen im Restaurant, im Kaufhaus oder im Laden (selbst bei der Anprobe von Schuhen oder Kleidung) nicht an Stuhllehnen und stellen Sie sie nicht unbeaufsichtigt ab.
Bericht: PI Amberg