AMBERG. „Heute ist es leider so, dass sich nicht einmal mehr 20-Jährige an die Geschehnisse im Taxölderner Forst, nämlich an die WAA erinnern. Darum sind solche Filme und Theaterstücke wichtig, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“, konstatierte Altlandrat Hans Schuierer beim Nachgespräch zum Theaterstück „Wackersdorf“. Das Bühnenstück beruht auf dem gleichnamigen Film von Oliver Haffner und Gernot Krää aus dem Jahr 2018.
Wackersdorf, 1981. Nach dem Ende der BBI (Bayerische Braunkohle Industrie) herrscht im Landkreis Schwandorf eine hohe Arbeitslosigkeit die Stimmung der Bevölkerung ist entsprechend depressiv. Da kommt es sehr gelegen, als Landrat Schuierer von der Bayerischen Staatsregierung erfährt, dass in der Gemeinde Wackersdorf eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage geplant sei, die für mehr als 3000 neue Arbeitsplätze sorgen sollte.
Zuerst begeistert von der Aussicht auf wirtschaftlichen Aufschwung in der Region unterstützte der Landrat die Pläne der DWK (Deutsche Gesellschaft für die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen) und der Staatsregierung. Doch je mehr sich Schuierer informierte, umso mehr zweifelte er an der Sicherheit der geplanten Anlage. Schließlich wurde er zu einem vehementen Gegner der WAA und verweigerte die Unterschrift unter der Baugenehmigung. Daraufhin änderte die Bayerische Staatsregierung kurzerhand das Gesetz und schuf die „Lex Schuierer“. Nun bedurfte es bei Fällen von überörtlicher oder landesweiter Bedeutung nicht mehr der Unterschrift des Landrats. Dieses Gesetz gilt bis heute.
Am Ende wurde der Bau der WAA aber dennoch eingestellt, die Gründe dafür sind aber noch immer nicht klar. Ob es am Widerstand der Bürger oder an wirtschaftlichen Zweifeln seitens der DWK lag oder doch am plötzlichen Tod von Franz-Josef Strauß, der den Bau der WAA unbedingt wollte, darüber scheiden sich noch heute die Geister.
Am Samstag wurde das Bühnenstück vom Landestheater Schwaben im Stadttheater Amberg aufgeführt. Mit wenigen Requisiten wird die Geschichte auf die Bühne gebracht, die sich konsequent am Film orientiert, auch wenn hier und da statt eines Claus Bössenecker eine Frau Bössenecker dem Landrat ins Gewissen redet oder auch der Staatssekretär durch eine Frau ersetzt wurde.
Da die einzelnen Szenen ohne Bühnenumbau auskommen mussten, wurde jeweils angesagt, wo und zu welcher Tageszeit man sich gerade befand. Auch hatten die Schauspieler jeweils mehrere Rollen zu spielen, wo unaufmerksame Zuschauer schon mal den Anschluss leicht verpassen konnten. So auch Tim Weckenbrock, der unter anderem den aalglatten DWK-Vertreter Karl-Heinz Billinger, den Bendix und den Sohn Max Schuierer spielt . Das Grundkostüm blieb bei allen Rollenwechseln gleich und wurde jeweils nur durch kleine Accessoires ergänzt, wie beispielsweise gelbe Armbinden bei Demonstranten, oder den Wechsel eines Jäckchens bei Franziska Roth, die unter anderem zwischen den Rollen der Sekretärin und der forschen Staatssekretärin hin- und herswitcht. Jens Schnarre, alias Hans Schuierer, war der einzige Schauspieler auf der Bühne, der nur eine Rolle zu spielen hatte und die setzte er grandios um, was auch der „echte“ Hans Schuierer im Anschluss an das Stück bestätigte.
Bericht: Pressedienst Wagner