BLKA warnt vor „Neuen psychoaktiven Stoffen“
- Konsum der chemisch hergestellten Drogen kann tödlich enden
- Fallzahlen steigen seit einigen Jahren
- Ermittler beobachten Wandel beim Altersprofil der Konsumenten
MÜNCHEN. Sie kommen in bunten Tütchen daher, wirken harmlos – und sind doch zum Teil gefährlicher als Heroin: Neue psychoaktive Stoffe (NpS), eher bekannt als „Kräutermischungen“, „Badesalze“ oder „Legal Highs“. Die synthetisch hergestellten Drogen sind in Bayern auf dem Vormarsch. Die Fallzahlen bei Verstößen gegen das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) und beim Handel in nicht geringer Menge sind in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen.
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtverkehr an diesem Samstag, 26. Juni 2021, warnt das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) in München vor den Gefahren, die von diesen Drogen ausgehen und die oft völlig unterschätzt werden. Die Ermittler haben schon mehrere Verfahren gegen NpS-Händler im Internet geführt und dabei professionelle, versandfertige NpS-Packungen im Gesamtwert von mehreren Millionen Euro
sichergestellt.
Aber was genau ist unter NpS zu verstehen? Die am weitesten verbreitete Variante stellen sogenannte Kräutermischungen dar. Bei deren Herstellung werden normale Kräuter mit teils hochpotenten synthetischen Cannabinoiden und Lösungsmitteln besprüht und in bunte Tütchen verpackt. Da die Rezepturen ständig geändert werden und die Inhaltsangaben auf der Verpackung im Regelfall bewusst vage gehalten werden oder nicht stimmen, steigt die Gefahr einer Überdosierung. „Der Konsum von Kräutermischungen ist deswegen mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden und kann für den Konsumenten tödlich enden“, betont BLKA-Präsident Harald Pickert.
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik sind die Fallzahlen bei Verstößen gegen das NpSG von 120 im Jahr 2018 auf 247 im Jahr 2020 gestiegen. Dabei sind hier die Fälle von NpS-Missbrauch, die dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegen, gar nicht mitgerechnet. Eine steigende Tendenz ist auch beim Handel mit NpS in nicht geringer Menge zu verzeichnen. Damit ist eine Menge gemeint, die den Eigenbedarf deutlich übersteigt.
Bei NpS können bereits wenige Milligramm Wirkstoff für Tausende Konsumeinheiten ausreichen und die nicht geringe Menge weit übersteigen. In diesem Deliktsbereich sind die Zahlen von einem Fall im Jahr 2018 auf 14 im Jahr 2020
gestiegen.
Während noch vor einigen Jahren vor allem junge Menschen NpS einnahmen, sind unter den Konsumenten nun vermehrt Menschen über 30 Jahren. Vor allem in der Alterskategorie 30 bis 40 Jahre haben die Drogen an Popularität gewonnen. Ein Grund dafür könnte sein, dass NpS immer häufiger als vermeintlich legale Alternative zu den klassischen Rauschgiften angepriesen werden und Händler das Marketing über die Jahre professionell angepasst haben.
In diesem Jahr bereits vier NpS-Tote
Der Konsum von NpS kann ein schlimmes Ende nehmen. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit der Einnahme von NpS ist seit dem Jahr 2017 zwar deutlich gesunken. Damals starben 37 Menschen, bei einer Gesamtzahl von 308 Drogentoten in Bayern. Seitdem liegt die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit NpS jedoch konstant bei etwa einem Dutzend pro Jahr. 2020 etwa waren es genau 14. Zum Stichtag 31. Mai wurden dem BLKA in diesem Jahr bislang vier NpS-Tote gemeldet. Dabei muss jedoch von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.
Das BLKA warnt eindringlich vor den Drogen, die vor allem über das Internet vertrieben werden. Die großen Online-Shops betreiben den Handel in betriebsähnlichen Strukturen mit vielen Beteiligten und unterschiedlichen Hierarchieebenen. Sie treten hinter einer pseudo-legalen Fassade mit Werbung, AGBs und Servicetelefonen auf, die dem Konsumenten eine nicht vorhandene Sicherheit vorgaukeln.
Unter Federführung des BLKA, des Bundeskriminalamts und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg haben sich bundesweit mehrere Landeskriminalämter und Zollfahndungsämter mit weiteren Akteuren aus den Bereichen Medienaufsicht und Suchtberatung in einem EU-geförderten Projekt zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie dem Vertrieb von NpS im Netz ein Ende bereiten und die Hinterleute identifizieren und festnehmen. „Außerdem stecken wir viel Energie in die Präventionsarbeit. Denn nur wenn die Nachfrage zurückgeht, verlieren die Online-Drogenhändler ihre Geschäftsgrundlage“, sagt BLKA-Präsident Pickert.
Weitere Informationen zu NpS und deren Gefahren sowie zur Drogenprävention finden Sie im Internet unter anderem unter: https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/drogen/neue-psychoaktivestoffe/
Bericht: Bayerisches Landeskriminalamt