Corona-Pandemie schlägt sich in Statistik nieder: Einwohnerzahl stagniert – Zunahme der Sterbefallzahlen in besonders betroffenen Kommunen – Wirtschaft stark betroffen
„Die Pandemie hat tiefe Spuren im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Leben hinterlassen. Diese Spuren schlagen sich auch in den Statistiken nieder.“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nahm die Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs für Bayern 2020, das er heute mit der Vizepräsidentin des Bayerischen Landesamts für Statistik, Anna Staudhammer, vorgestellt hat, zum Anlass, auf die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie einzugehen: Die Einwanderungszahlen stagnieren, die Sterbefallzahlen steigen an und die Arbeitsplätze werden weniger. „Gerade jetzt wird die große Bedeutung einer gesicherten und möglichst aktuellen Datenlage besonders deutlich. Denn verlässliche Zahlen in Zeiten der Corona-Pandemie schaffen für die Politik die Grundlage für verantwortungsvolles und verantwortbares politisches Handeln.“
Der seit Jahren anhaltende Anstieg der Bevölkerungszahl in Bayern wurde 2020 erstmals gebremst: Zum Ende des ersten Halbjahres 2020 hatte der Freistaat 13.123.566 Einwohner und somit 1.171 Personen weniger als zu Jahresbeginn. „Dieser Rückgang lässt sich auf die geringen Wanderungsbewegungen während der coronabedingten Einschränkungen zurückführen,“ erklärte der Minister. Bayern konnte 2019 durch Wanderungsbewegungen einen Gewinn (insbesondere aus dem Ausland) von mehr als 58.500 Personen aufweisen. In den ersten drei Quartalen 2020 ist der große Teil dieser überwiegend internationalen Umzüge jedoch entfallen. Das Wanderungsplus fiel mit rund 22.100 sehr viel kleiner aus als in den ersten drei Quartalen 2019 mit fast 49.700. „Gleiches müssen wir beim Wanderungsgewinn gegenüber anderen Bundesländern feststellen. Zwischen Anfang Januar und Ende September 2020 zogen aus dem übrigen Bundesgebiet rund 83.200 Menschen nach Bayern, während etwas mehr als 82.200 in andere Teile Deutschlands abwanderten“ sagte Herrmann.
„Blicken wir auf die natürliche Bevölkerungsentwicklung können wir ein Geburtendefizit 2019 von fast 6.100 (128.227 Geburten, 134.313 Todesfälle) feststellen. Für die ersten neun Monate 2020 haben wir bereits jetzt ein Defizit von rund 5.800 Personen (97.197 Geburten und 102.951 Todesfälle)“. Mit Blick auf die Corona-Pandemie betonte der Innenminister: „Wir können deutliche Abweichungen der Sterbefallzahlen nach oben bei einzelnen stark betroffenen Landkreisen erkennen. So sind von März bis Mai 2020 in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Wunsiedel, Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rund 560 Menschen mehr gestorben, was eine Steigerung um fast 30 Prozent bedeutet. Schon aus diesen vorläufigen Zahlen ist bereits jetzt für die zweite Welle im gesamten Freistaat eine klare Tendenz zu erkennen: Durch die Pandemie sterben deutlich mehr Menschen als sonst.“
Auch die bayerische Wirtschaft ist massiv von der Pandemie betroffen: Befand sich diese 2019 noch auf Wachstumskurs, nahm das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis Juni 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 preisbereinigt um sieben Prozent ab. Auch das Verarbeitende Gewerbe zeigte deutliche Einbußen: 2019 konnte es gegenüber dem Vorjahr noch einen Umsatzzuwachs von 1,5 Prozent auf 382 Milliarden Euro verzeichnen. Und die Auslandsumsätze nahmen um vier Prozent auf 207 Milliarden Euro zu. Ganz anders in den ersten zehn Monaten des Jahres 2020: Das Verarbeitende Gewerbe musste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Produktionsrückgang von 11,8 Prozent verbuchen. Deutliche Verluste auch beim Außenhandel: In den ersten zehn Monaten 2020 gingen die Exporte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,7 Prozent auf 137,9 Milliarden Euro zurück.
„Und auch der Tourismus in Bayern ist, nachdem über viele Jahre hinweg immer neue Rekorde geschrieben wurden, coronabedingt stark eingebrochen,“ stellte Herrmann fest. Von Januar bis Oktober 2020 betrug die Zahl der Gästeankünfte rund 19,1 Millionen. Das ist ein Minus von 44,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Herrmann konnte auch eine erfreuliche Seite der Pandemie bei der Verkehrssicherheit in Bayern feststellen: „Aufgrund der eingeschränkten Mobilität sind die Unfallzahlen 2020 deutlich gesunken – um rund 16,5 Prozent von Januar bis Oktober 2020.“ Auch die Zahl der verunglückten Personen ging um fast 14 Prozent zurück; ebenso die Zahl der Verkehrstoten über elf Prozent. Herrmann freut sich auch darüber, dass „wir 2019 mit 128.227 Kindern die höchste Geburtenzahl seit 1997 in Bayern hatten.“ Und der Freistaat ist immer besser darauf vorbereitet, denn 2020 ist die Zahl der Kindertageseinrichtungen erneut auf nun 9.645 Einrichtungen gestiegen ist, jetzt stehen 663.264 Plätze zur Verfügung.
Bericht: Bayerisches Innenministerium