Staatsregierung muss Renaturierung beschleunigen
BAYERN. BN-Vorsitzender und Europaabgeordnete besuchen Moorflächen am Grünen Band. In Kooperation mit dem Nationalpark Šumava setzt sich der BUND Naturschutz am Grünen Band im Landkreis Freyung-Grafenau für Erhaltung und Renaturierung von Feuchtgebieten und Mooren ein. 95 Prozent aller Moorflächen in Bayern sind trockengelegt und geschädigt.
Der BN-Vorsitzende Richard Mergner hat zusammen mit der im Klima- und Moorschutz engagierten EU-Parlamentsabgeordneten Jutta Paulus (DIE GRÜNEN/EFA) verschiedene Maßnahmenflächen in den Gemeinden Neureichenau und Haidmühle sowie im tschechischen Nationalpark Šumava in der Gemeinde Stožec besucht. Dabei informierten sie sich auch über die beiden BN-Projekte „Quervernetzung Grünes Band“ und „LIFE for MIRES – Leben für Moore“, in denen der Verbund von Moor- und Feuchtgebietslebensräumen grenzübergreifend gestärkt wird. Hiervon profitieren seltene und gefährdete Arten wie Hochmoorlaufkäfer, Blauschillernder Feuerfalter, Birkhuhn und Waldbirkenmaus.
In Bayern liegen etwa zwölf Prozent der bundesweiten Moorflächen, davon sind über 95 Prozent bereits trockengelegt und geschädigt. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, müssen in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar Moorböden wiedervernässt werden, in Bayern wären das 6.000 Hektar. Moor-Renaturierung ist auch nötig, um das Artensterben zu stoppen und die Biodiversitäts-Verpflichtungen zu erreichen. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner erklärte dazu bei dem Besuch: „In Bayern wird von Seiten der Staatsregierung viel zu wenig für den dringend benötigten Biotopverbund geschweige denn für großflächige Renaturierungen von Moorflächen getan – besonders bitter ist, dass die wichtigen Themen Arten- und Klimaschutz im populistisch geführten Landtagswahlkampf von Freien Wählern und CSU völlig untergehen oder sogar lächerlich gemacht werden.“
In Bayern sind trockengelegte Moore für etwa sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, obwohl Moorböden nur drei Prozent der Landesfläche einnehmen. „Hier ist auch die Bayerische Staatsregierung gefragt, unsere Bäuerinnen und Bauern müssen rascher, großflächiger und wirksamer als bisher bei den nötigen klima- und naturverträglichen Nutzungsumstellungen unterstützt werden“, so Mergner weiter. „Vorgaben zur Entwässerung der Landschaft müssen abgeschafft und durch Verpflichtungen zur Wiederherstellung eines intakten Landschaftswasserhaushaltes ersetzt werden.“ Davon profitieren auch der Hoch- und Grundwasserschutz.
Jutta Paulus ergänzte: „Intakte Moore sind nicht nur bedeutende Kohlenstoffspeicher, sie helfen auch bei der Regulierung des Wasserhaushaltes. Angesichts der immer öfter auftretenden Trockenperioden einerseits und Starkregenereignisse andererseits ist dies von unschätzbarem Wert. Daher ist es ein umso wichtigerer Erfolg, dass die EU-Kommission das EU-Renaturierungsgesetz trotz aller Wiederstände und Desinformationskampagnen aus dem konservativen und rechten Lager beschlossen hat. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die in letzter Minute leider gestrichenen Moore wieder in das Gesetz aufgenommen werden. Und es ist schön zu sehen, wie am Grünen Band erfolgreich grenzübergreifend für Erhaltung und Entwicklung der europäischen Natur zusammengearbeitet wird.“
Dr. Liana Geidezis, Leiterin des BUND Fachbereichs Grünes Band und Vertreterin des Vorstands des Grüne Band Europa Vereins (European Green Belt Association e.V.) betonte: „Nur in grenzübergreifender Kooperation wie mit den Kolleginnen und Kollegen aus Tschechien im Moorschutzprojekt ‚LIFE for MIRES‘ oder wie in unserem trans-nationalen Interreg-Projekt ‚Restore to Connect‘ mit Partnern aus sechs europäischen Ländern, können wir das gemeinsame Natur- und Kulturerbe Grünes Band Europa erhalten. Ausgehend vom Grünen Band, der einzigartige, bestehende Biotopverbund in Bayern, Deutschland und Europa entwickeln wir wichtige Biotopachsen in die Landschaft. In unserer ansonsten zersiedelten und zerschnitten Landschaft ist dies von größter Bedeutung für den langfristigen Erhalt der überlebenswichtigen Ökosystemleistungen und unserer Artenvielfalt“.
Weiterführende Informationen zu den Projekten:
• „Quervernetzung Grünes Band“: www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/gruenes-band/quervernetzung-gruenes-band
• „LIFE for MIRES”: life.npsumava.cz/de
• „Restore to Connect”: www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/gruenes-band/restore-to-connect
Hintergrundinformation:
Der BUND Naturschutz (BN), Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND – Friends of the Earth Germany), setzt sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein sowie seit den frühen 1990er Jahren für das Grüne Band Bayern-Tschechien. Er hat 2002 ein Grünes Band durch Europa vorgeschlagen und ist damit ein Initiator der Grüne Band Europa Initiative, die sich für Schutz und Entwicklung des über 12.500 Kilometer langen Lebensraumverbundes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer einsetzt. Der BUND Fachbereich Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt von der Ostsee bis zur Adria. In der paneuropäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. BN und BUND sind Gründungs- und Vorstandsmitglied des 2014 gegründeten Vereins Grünes Band Europa („European Green Belt Association e.V.“) und setzen sich für eine Aufnahme des Grünen Bandes in die deutsche Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbestätten ein.
www.bund.net/gruenes-band
www.europeangreenbelt.org
Bericht: BUND Naturschutz in Bayern e.V.