OBERPFALZ. Die Anzahl von Betrugsdelikten, die über das Telefon entstehen, steigt weiter an und immer wieder werden insbesondere ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht. Auch in der Oberpfalz werden Seniorinnen und Senioren immer wieder Opfer von Telefonbetrüger. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich die Oberpfälzer Polizei an der Aktion „Geldumschlag für Senioren“, in der vor allem ältere Mitbürger bei der Abhebung von großen Bargeldbeträgen am Bankschalter auf das Phänomen aufmerksam gemacht werden sollen.
„Rate mal, wer hier spricht?!“ – Mit diesen Worten oder ähnlichen Formulierungen täuschen Trickbetrüger meist ein Verwandtschaftsverhältnis vor und fordern ihre ausgewählten Opfer telefonisch unter verschiedenster Vorwände auf, einer fremden Person hohe Bargeldsummen zu übergeben. Dazu überlegen Sie sich die raffiniertesten Geschichten und setzen ihre Opfer auch durch Vortäuschen eines Notfalls unter Druck. Es werden häufig aktuelle Ereignisse wie zum Beispiel kostspielige Corona-Impfungen als Druckmittel mit herangezogen. Immer neue Ideen werden entwickelt, um sich weiter mit dem Vermögen Anderer hinterhältig zu bereichern. Dadurch können hohe und existenzbedrohende Vermögensschäden entstehen.
Da es sich oft um hohe Bargeldsummen handelt, wird das Geld bei vielen Betrugsfällen von Seniorinnen und Senioren unmittelbar vorher bei der Hausbank abgehoben. Viele Bankangestellte sind bereits ausreichend informiert und weisen gerade ältere Menschen bei ungewöhnlich hohen Bargeldabhebungen auf mögliche Betrugstaten hin. Den Tätern gelingt es leider aber immer wieder, ihre Opfer durch genaue Handlungsanweisungen so zu instruieren, dass die Bankmitarbeiter keine Anhaltspunkte für eine bevorstehende Straftat erkennen können. In diesen Fällen kann es dann möglicherweise zu solchen Betrugsstraftaten kommen.
So gelang es auch am 12. Mai 2021 einen Telefontrickbetrüger von einem älteren Ehepaar aus Amberg eine niedrige fünfstellige Bargeldsumme zu ergaunern. Am späten Vormittag wurde das Ehepaar aus dem Stadtbereich Amberg mit unterdrückter Rufnummer angerufen. Auf der anderen Leitung meldete sich eine Frau, welche sich als deren Tochter ausgab. Im Verlauf des Gesprächs wurden der 77-Jährige und die 69-Jährige immer mehr unter Druck gesetzt. Nachdem das Ehepaar das geforderte Bargeld von der örtlichen Bank abholte, gelang es den Betrügern ihre Opfer dazu zu bringen, das Geld einer beauftragten Abholerin am Wohnort zu übergeben. Trotz des professionellen Vorgehens war das Paar dennoch misstrauisch und konnte noch von der Abholerin ein Foto fertigen. Die kurz darauf alarmierte Polizei fahndete umgehend nach der Mittäterin. Jedoch konnte die Frau nicht mehr dingfest gemacht werden.
Um effektiv gegen solche Trickbetrüger vorzugehen und ihnen Einhalt zu gebieten, wird im Regierungsbezirk Oberpfalz durch die Polizei die Aktion „Geldumschlag für Senioren“ unterstützt.
Auf einem eigens gestalteten Briefumschlag befinden sich konkrete Fragen, um potenzielle Opfer zum Nachdenken anzuregen und vor möglichen Betrugsdelikten zu warnen. Er ist so strukturiert, dass er sämtliche Betrugsvarianten wie Enkeltrick, Gewinnversprechen, Schockanrufe oder falsche Polizeibeamte berücksichtigt. Dieser Umschlag soll dort präventiv zum Einsatz kommen, wo die Opfer im Vorfeld so angeleitet wurden, dass die Bankbeschäftigen keinen konkreten Verdacht hegen können.
Regionale Geldinstitute und Bankenverbände wurden durch die Oberpfälzer Polizei über das Präventionsprojekt unterrichtet, welche hierfür große Unterstützungs- und Teilnahmebereitschaft rückmeldeten.
Die Geldumschläge werden in großer Stückzahl im Laufe der Woche den teilnehmenden Banken, u.a. Volks- und Raiffeisenbanken, Sparkassen, Sparda-Bank Ostbayern, durch die örtliche Polizeiinspektionen zur Verfügung gestellt und entsprechend verteilt. Vor allem bei größeren Bargeldabhebungen durch ältere Menschen direkt am Bankschalter ist geplant, dass Bankmitarbeiter das Bargeld standardisiert in diesen Umschlag legen und zuzukleben. Zusätzlich werden potenzielle Opfer vor der Übergabe des Umschlags auf die aufgedruckten Fragen aufmerksam gemacht, um die Kunden nochmals zu sensibilisieren.
Um auch Angehörige von Seniorinnen und Senioren in Bezug auf das Thema zu erreichen, kann dieses Procedere aber auch bei diesen Bankkunden angewendet werden. So wird auch die jüngere Generation ausreichend informiert, welche zur Aufklärung der Eltern und Großeltern mitwirken können. So wird auch langfristig durch regelmäßiges und kontinuierliches Ansprechen der Gefahr präventiv vorgegangen, um es den Telefonbetrügern künftig zu erschweren. Helfen auch Sie mit und sprechen Sie offen über das Thema, um potenzielle Opfer vor solchen Betrugsmaschen zu schützen.
Um kein Betrugsopfer zu werden, rät die Oberpfälzer Polizei:
- Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
- Die Polizei ruft niemals unter der Rufnummer 110 an.
- Der Anrufer macht Druck? Das ist Teil der Masche. Legen Sie einfach auf.
- Die echte Polizei fordert niemals Bargeld von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen!
- Verwandte fordern sofortige finanzielle Hilfe? Seien Sie misstrauisch!
- Übergeben Sie nie Geld oder Schmuck an Unbekannte!
- Ihnen kommt etwas verdächtig vor? Im Zweifel die Polizei unter 110 anrufen!
Bericht: Polizeipräsidium Oberpfalz