OBERPFALZ. Das artenreiche Grünland ist für die Erhaltung vieler selten gewordener Wiesenpflanzen und Insekten von enormer Bedeutung. Bei der Wiesenmeisterschaft werden bereits seit 2009 besonders engagierte Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt und die Bewirtschaftung artenreicher Wiesen und Weiden ausgezeichnet. In diesem Jahr fand die Wiesenmeisterschaft im Gebiet der Ökomodellregionen Neumarkt in der Oberpfalz und Amberg-Sulzbach statt. Bei einer Festveranstaltung in Kloster Ensdorf wurden 33 Betriebe für ihre vorbildliche artenreiche Wiese von Stephan Sedlmayer, dem Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Richard Mergner, dem Vorsitzenden des BUND Naturschutz in Bayern (BN), ausgezeichnet.
„In Bayern sind noch etwa 20 % des Wirtschaftsgrünlandes artenreich. Diesen wertvollen Lebensraum für Insekten wie Wildbienen und Tagfalter, bunt blühende Kräuter, aber auch für Vögel zu erhalten, ist ein entscheidender Beitrag der Landwirtschaft zum Erhalt der Artenvielfalt. Die Landwirtinnen und Landwirte, die wir hier heute auszeichnen wollen, erledigen genau diese Aufgabe mit viel Engagement und großer Erfahrung jeden Tag. Sie alle sind Wiesenmeister,“ sagte Stephan Sedlmayer in seiner Begrüßung.
Richard Mergner dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wiesenmeisterschaft für ihren besonderen Einsatz: „Sie alle engagieren sich meisterlich für den Erhalt von artenreichen Wiesen und Weiden. Diese haben eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser. Für die arbeitsaufwändige Pflege dieses Grünlands verdienen unsere Bauern und Bäuerinnen gesellschaftliche Anerkennung und brauchen ausreichend finanzielle Förderung.“
„Eine gute Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz, von Ökobetrieben und konventionell wirtschaftenden Betrieben ist eine zentrale Voraussetzung für die Sicherung der Artenvielfalt. Mit der Wiesenmeisterschaft wird diese Kooperation seit vielen Jahren vorbildlich gelebt“, betonte Hubert Weiger, der Ehrenvorsitzende des BUND Naturschutz, in seinem Festvortrag,
47 Betriebe haben sich in diesem Jahr an dem Gemeinschaftsprojekt von BN und LfL beteiligt. Davon wurden 33 Wiesen zunächst nach einem Punktesystem für Artenvielfalt, Kulturlandschaftswert und nach landwirtschaftlichen Kriterien wie Futterertrag und landwirtschaftliches Nutzungskonzept bewertet. Fünf Wiesen kamen in die engere Auswahl und wurden von einer Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft begutachtet. Jetzt wurden die Gewinner bei einer Festveranstaltung in Kloster Ensdorf für ihre vorbildliche Wiesenbewirtschaftung geehrt.
Die Sieger der Wiesenmeisterschaft 2023:
Den 1. Platz erzielten Norbert und Cornelia Uebler aus Riglashof in der Gemeinde Hirschbach. Die junge Landwirtsfamilie betreibt Mutterkuhhaltung, Rinderzucht und Bullenmast im Nebenerwerb. Der 82 Hektar große Bio-Betrieb, davon 53 Hektar Grünland, ist Mitglied bei Biokreis und vermarktet seine Produkte als Fleischpakete direkt ab Hof.
Die prämierte, rund 8 Hektar große Weide „Steingrube“ der Familie Übler überzeugte die Jury vor allem durch ihre außergewöhnliche Strukturvielfalt. Die Terrassenlandschaft mit Hecken und alten Obstbäumen wird mit Pinzgauer Rindern beweidet. Zu den mehr als 50 auf der Fläche gefundenen Blütenpflanzen zählen Mittlerer Wegerich, Witwenblume, Wiesen-Salbei und mehrere Kleearten.
Die Erstplatzierten der Wiesenmeisterschaft 2023 erhielten als Preis einen Gutschein im Wert von 500 Euro für den Aufenthalt in einem Biohotel.
Der zweite Platz ging an Roland und Kathrin Heldrich aus Frechetsfeld in der Gemeinde Birgland. Ihr Ackermischbetrieb mit Mutterkuhhaltung wird bereits seit 1996 nach den Richtlinien von Bioland bewirtschaftet. Knapp die Hälfte der 53 Hektar landwirtschaftlicher Fläche ist Grünland. Streuobstwiesen und Agroforstanlagen gehören ebenfalls zum Betrieb. Die ausgezeichnete, ungefähr 0,7 Hektar große Wiese „Reichenfeld“ wird nur einmal jährlich gemäht und besticht durch das reiche Blütenangebot. Typische Wiesenarten sind Pippau, Wiesenlabkraut, Witwenblume, Herbst-Löwenzahn und das vielerorts bereits seltene Schopfige Kreuzblümchen.
Als Preis für den 2. Platz gab es für Herrn und Frau Heldrich einen Gutschein im Wert von 300 Euro für den Aufenthalt in einem Biohotel.
Barbara und Martin Pickel aus Großenfalz kamen auf den 3. Platz. Sie führen im Nebenerwerb einen 47 Hektar großen Ackermischbetrieb, 22 Hektar davon sind Grünland. Auf dem nach der EU-Bioverordnung bewirtschafteten Wiesen wird Pferdeheu produziert. Der Artenreichtum sowie die besonders schonende Bewirtschaftung ihrer fünf Hektar großen „Bergwiese“ überzeugten die Jury. Der Verzicht auf Kreiselmäher und das Stehenlassen von Altgrasstreifen schonen Jungvögel, Grasfrösche, Schmetterlinge und Heuschrecken. Bemerkenswert ist die Lage im Naturschutzgebiet „Großenfalz“, einer ehemaligen Bergbaulandschaft.
Brigitte und Konrad Klostermann aus Deining-Arzthofen errangen Platz 4 der Wiesenmeisterschaft 2023. Auf 19 Hektar Grünland produzieren sie im Nebenerwerb vor allem Pferdeheu. Ihre arten- und strukturreiche 4,4 Hektar große Hangwiese „Vordere Leiten“ liegt an der Weißen Laaber.
Auf Platz 5 kamen Elisabeth und Franz Geitner aus Wolfersdorf in der Gemeinde Kastl. Sie bewirtschaften einen Ackermischbetrieb mit 35 Hektar im Nebenerwerb. Ihre prämierte „Talwiese“ ist 3,2 Hektar groß und wird ein- bis zweimal im Jahr gemäht, um daraus Pferdecobs bzw. Heu zu produzieren.
Für die Plätze 3 bis 5 gab es Warengutscheine, die von der LAG Regionalentwicklung Amberg-Sulzbach sowie von der Gemeinde Pyrbaum gespendet wurden.
Alle weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wiesenmeisterschaft erhielten ebenfalls Anerkennungspreise, Urkunden und eine Liste der Pflanzenarten, die auf ihrer Wiese erfasst wurden.
Weitere Informationen zur Wiesenmeisterschaft finden Sie unter:
https://www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft und http://www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft
Bericht: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) / BUND Naturschutz (BN)