Mehrheit für Abzweigung mit Abbiegespur und gegen Kreisverkehr
AMBERG-SULZBACH / FREUDENBERG. Auf der Kreisstraße AS30 bei Aschach (Gemeinde Freudenberg) kam es in der Vergangenheit immer wieder zu teils schweren Unfällen. Pläne, die Kreisstraße auszubauen und im Zuge dessen auch die Kreuzung zu entschärfen, wurden bereits Ende Februar im Bauausschuss des Landkreises Amberg-Sulzbach von den Kreisräten beschlossen. Der schwere Unfall Ende April mit drei Schwer- und zwei Leichtverletzten war nun Anlass für den Freudenberger Bürgermeister Alwin Märkl, in die aktuelle Bauausschusssitzung einen Antrag einzubringen, die Kreuzung schnellstmöglich zu entschärfen.
Dem folgte ein Antrag der Kreistagsfraktion FDP/Freie Wählerschaft um Kreisrat Dr. Martin Pöllath, an der unfallträchtigen Stelle einen Kreisverkehr zu errichten. Der Bauausschuss setzte die Anträge kurzerhand auf die Tagesordnung, sodass die Kreisräte ausführlich darüber diskutieren und die Entscheidung sorgfältig abwägen konnten. Das Ergebnis war am Ende deutlich.
Täglich befahren rund 6.000 Fahrzeuge die Kreisstraße AS30 zwischen Raigering und Immenstetten. Die Kreisstraße dient in nördlicher Richtung bis zur Einmündung in die Staatsstraße von Amberg nach Hirschau als Hauptzubringer zum Industriegebiet Nord bei Immenstetten. Mit einer Fahrbahnverbreiterung soll die Verkehrssicherheit auf dieser Strecke erhöht werden. In einem ersten Bauabschnitt soll der Bereich von Immenstetten bis zur Einmündung ins Industriegebiet Nord ausgebaut werden. Anschließend ist in einem zweiten Bauabschnitt der Ausbau der Strecke bis zur Einmündung nach Aschach geplant. Dem stimmte der Bauausschuss Ende Februar zu.
Alwin Märkl sah nun aufgrund des schweren Unfalls vor wenigen Tagen dringenden Handlungsbedarf und lieferte in seinem Antrag einen Lösungsvorschlag mit: Die Abzweigung nach Aschach soll mit einer Abbiegespur versehen und als T-Einmündung umgebaut werden. „Durch einen vorgezogenen isolierten Umbau könnte hier eine unfallträchtige Einmündung deutlich entschärft werden“, heißt es in dem Antrag des Bürgermeisters und CSU-Kreisrats. Märkl fordert eine Prüfung, ob und wie durch einen vorgezogenen Umbau eine schnelle Entschärfung des Unfallschwerpunkts realisiert werden kann.
Diplom-Ingenieur Matthias Kolb vom Tiefbauamt am Landratsamt Amberg-Sulzbach gab dem Bürgermeister recht: „Aufgrund der äußerst ungünstigen spitzwinkligen Einmündung kommt es an dieser Stelle immer wieder zu Unfällen. Trotz zahlreicher Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen, Markierungen und Beschilderungen ist eine Entwicklung zum Unfallschwerpunkt erkennbar“. Seit September 2018 wurden von der Polizeiinspektion Amberg an der Abzweigung nach Aschach insgesamt sieben Unfälle dokumentiert, davon sechs mit zum Teil schwer verletzten Menschen. Der letzte am 26. April.
Landrat Richard Reisinger verwies auf einen weiteren Antrag von der Kreistagsfraktion der FDP/Freie Wählerschaft, der ebenfalls kurzfristig eingegangen war. Darin forderte Kreisrat Dr. Martin Pöllath „die Prüfung der Realisierbarkeit eines Kreisverkehrsplatzes anstatt einer Einmündung“. Pöllath, selbst nicht Mitglied des Bauausschusses, ließ die Interessen der Fraktion von Kreisrat Hans Pickel vertreten. Das Argument für einen Kreisverkehr: „Dieser könne den Verkehrsfluss verlangsamen, was zu einer geringeren Unfallhäufigkeit führen könnte. Eine Kreuzung wäre aufgrund der oft stark unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten der beteiligten Straßen unfallträchtiger.„
„Ein Kreisverkehr wäre grundsätzlich realisierbar“, so die Einschätzung des Tiefbauamtleiters Matthias Kolb. Die Kosten hierfür lägen bei rund 600.000 Euro. Allerdings komme ein Kreisverkehr aus planerischer Sicht aufgrund der dominanten Hauptstrecke (Kreisstraße AS30) nicht in Frage. „Die Kreuzung nach Aschach wird nicht so stark frequentiert. Und ein Kreisverkehr würde den Verkehr auf der Kreisstraße zu stark einbremsen und Rückstaus fördern.“ Auch die Mehrkosten für einen Kreisverkehr von bis zu 300.000 Euro dürften nicht außer Acht gelassen werden, so Kolb.
Landrat Richard Reisinger führte zudem an, dass der geplante Kreuzungsumbau mit rechtwinkliger Einmündung und Linksabbiegespur eine weit verbreitete und in der Praxis bewährte Standardlösung sei. Zudem entstehe beim Bau eines Kreisverkehrs ein größerer Flächenverbrauch und müssten Grundstücke erworben werden. Der Landrat machte aber auch deutlich, dass der Bauausschuss nicht zu einer „grundsätzlichen Ideologie“ tendieren sollte. Ob Kreisverkehr oder nicht, das sei unter Berücksichtigung der Kosten, des Verkehrsflusses und des Flächenverbrauchs der jeweiligen Situation anzupassen, so Reisinger.
Für Kreisrat Hans Pickel von der Kreistagsfraktion FDP/Freie Wählerschaft sind T-Einmündungen unfallträchtiger. „Mit einem Kreisverkehr würden wir mehr Sicherheit gewährleisten“, ermunterte er seine Bauausschusskollegen dennoch für den Kreisverkehr zu stimmen. Mit 12:1 Stimmen votierten die Kreisräte am Ende eindeutig für die T-Kreuzung und dem vorgezogenen Umbau der Kreuzung der Kreisstraße AS30 mit der Gemeindeverbindungsstraße nach Aschach. Der Landrat wurde damit ermächtigt, den hierfür notwendigen Grunderwerb durchzuführen und die erforderlichen Verträge abzuschließen.
Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach