MÜNCHEN. Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) hat gemeinsam mit Vertretern der Kredit- und Versicherungswirtschaft, der Deutschen Bundesbank und der Justiz kriminellen Automatensprengern den Kampf angesagt. Durch ein aufwändiges Analyseverfahren rücken nun vor allem besonders gefährdete Geldausgabeautomaten in den Fokus von gezielten Präventionsmaßnahmen. In den letzten Monaten hatte das BLKA begonnen, alle von den Banken und Sparkassen gemeldeten Geldausgabeautomaten mit Standort in Bayern einer phänomenspezifischen Risikoanalyse zu unterziehen. Ziel ist es, die Geldausgabeautomaten zu identifizieren, die aufgrund von bestimmten Parametern ein besonders hohes Risiko für eine Sprengung aufweisen. Im Anschluss sollen nun Maßnahmen vor allem zur Sicherung der besonders gefährdeten Automaten vorgenommen werden.
Die Kreditinstitute sendeten dem BLKA bis heute die Daten von mehr als 6.500 Geldautomaten zu. In einem aufwendigen Verfahren haben die LKA-Analysten die Gefahr eingeschätzt, ob und ggf. wie wahrscheinlich einzelfallbezogen ein Geldausgabeautomat Ziel der Automatensprenger werden könnte. Dazu unterzogen die Analysten die angelieferten Daten zunächst einer umfangreichen Qualitätssicherung. Die Ergebnisse dieser Risikoanalyse werden nun vom BLKA an die Polizeipräsidien in Bayern weitergegeben. Gemeinsam mit den kriminalpolizeilichen Fachberatern können dann die entsprechend identifizierten Automaten vor Ort begutachtet werden. Die einzelfallbezogenen Empfehlungen der polizeilichen Experten ermöglichen den Banken zielgerichtete Sicherungsmaßnahmen.
Die Risikoanalyse ist allerdings ein dynamischer Prozess, der sich stetig anhand neuer Erkenntnisse, etwa zum Tatverhalten, dem sogenannten „Modus Operandi“, aber auch zum Automaten selbst, weiterentwickelt. Die Erfahrungen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass gezielte Präventionsmaßnahmen, wie z. B. Einfärbetechnik, die im Fall einer Explosion das Bargeld unbrauchbar machen, oder auch der Foyerverschluss zur Nachtzeit mit gleichzeitiger Überwachung mittels Einbruchmeldetechnik, die Fallzahlen signifikant reduzieren konnten. Bereits in den letzten Monaten haben die Präventionsspezialisten der Bayerischen Polizei vermehrt Kreditinstitute hinsichtlich möglicher Sicherungsmaßnahmen beraten. Diese wurden von einigen Banken bereits umgesetzt und zeigten schon erste Wirkung: So ließen die Täter etwa in Erkheim (Lkr. Unterallgäu) nach ihrer Sprengung die mittels Farbpatrone verfärbten Geldscheine zurück.
Zwar laufen auch die Ermittlungen nach der groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungsaktion am 30. Januar 2023 weiter auf Hochtouren, jedoch ist dem Phänomen langfristig nur mit einer effektiven und nachhaltigen Präventionsstrategie beizukommen, da diese die Erfolgsaussichten für die Täter derart stark reduziert, dass sich die Straftat auch aus deren Sicht einfach nicht mehr lohnt. Deshalb werden natürlich nach der Sicherung der als besonders gefährdet geltenden Automaten sukzessive auch bei den weiteren Geldausgabeautomaten Maßnahmen geprüft und sofern notwendig umgesetzt.
LKA-Präsident Harald Pickert: „Erfolgreiche repressive Maßnahmen, wie die aktuellen umfangreichen Ermittlungen gegen eine niederländische Tätergruppierung, aber vor allem die Intensivierung der Präventionsmaßnahmen im Verbund von Kreditwirtschaft, Versicherungen und Bayerischer Polizei stimmen mich optimistisch, dass wir die Trendumkehr bei der Sprengung von Geldausgabeautomaten in Bayern in 2023 spürbar einleiten können. Wir setzen alles daran, das Entdeckungsrisiko für die Täter zu erhöhen und die Chance einer erfolgreichen Tatausführung nachhaltig zu senken. Die Sprengung eines Geldausgabeautomaten in Bayern darf sich nicht mehr lohnen!“
2022 kam es bayernweit zu 37 derartigen Taten, 2023 bis zum Stichtag 07.02.2023 wurden bereits zwei Automaten gesprengt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg ermittelt aktuell in 10 Fällen zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.
Bericht: Bayerisches Landeskriminalamt