Landrat Richard Reisinger: „Lebendige Kirwa-Tradition würdigen“
AMBERG-SULZBACH. Nach knapp zwei Jahren Vorbereitungszeit ist es soweit: Die „Kirwa im Amberg-Sulzbacher Land“ soll zum immateriellen Kulturerbe erhoben werden. Die Touristikerin des Landkreises Amberg-Sulzbach, Regina Wolfohr, und der Kreisheimatpfleger für Kirwa, Dieter Kohl, haben die Bewerbung beim Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat eingereicht. „Vergelt´s Gott für Ihren Einsatz“, so Landrat Richard Reisinger. „Sie haben sich mächtig ins Zeug gelegt, damit unsere lebendige Kirwa-Tradition, die ein Zeugnis unserer kulturellen Identität ist, von der UNESCO gewürdigt wird. Jetzt drücken wir die Daumen, dass wir damit in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes kommen.“
Gut 400 Arbeitsstunden haben Regina Wolfohr und Dieter Kohl für die Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen investiert, denn sie wollten nichts dem Zufall überlassen. Gründliche Recherchen in den hiesigen Archiven in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Archivaren waren die ersten Schritte. Parallel dazu wurde ein detaillierter Fragebogen für die Bevölkerung erstellt, woraus sich ein erfreulicher Rücklauf von über 1.000 Einsendungen ergab. Die Umfrageanalyse brachte einige Erkenntnisse, die in die Bewerbung mit einfließen konnten. Die Bürger schickten unter anderem alte Fotos, Zeitungsartikel, Plakate, Speisekarten und Ausschnitte aus Chroniken ein, die für die Rekonstruktion der Kirwa-Historie von großer Bedeutung waren.
Doch damit nicht genug: Studierende aus dem Studiengang „Vergleichende Kulturwissenschaften“ der Universität Regensburg hatten sich unter der Leitung von PD Dr. Manuel Trummer ebenfalls an der Materialerhebung beteiligt. Eine weitere Maßnahme im Zuge der Bewerbung war die eigenhändige Erstellung einer neuen Homepage: www.kirwa-as.de. Dort werden Fakten aus der Umfrage widergegeben und die Brauchkultur im Allgemeinen erklärt. Eine Blogrubrik soll künftig mit Geschichten aus der Region gefüllt werden. „Damit möchten wir sicherstellen, dass die wertvolle Informationssammlung über die Kirwa-Kultur im Amberg-Sulzbacher Land nicht einfach nur in der Schublade schlummert“, erklärte Regina Wolfohr.
Eine Aufnahme in das Verzeichnis des Bayerischen Immateriellen Kulturerbes würde den Organisatoren eine würdige Wertschätzung für die Erhaltung und Weiterentwicklung dieses umfangreichen und gesichtsträchtigen Brauchtumskomplexes entgegenbringen, sagte Dieter Kohl. Zudem würde wieder eine Lücke in der Oberpfalz geschlossen. Ob die Bewerbung erfolgreich war, wird man erst in rund anderthalb Jahren erfahren, doch egal wie die Entscheidung ausfällt: „Die erhobenen Daten sowie die Archivfunde und Anekdoten der Bürger sind bereits jetzt ein echter Gewinn für unsere Heimatpflege“, lobte der Landkreischef.
Hintergrund:
Nach Angaben der Deutschen UNESCO-Kommission – einer Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur – stehen die im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommenen Kulturformen sowie ihre Träger exemplarisch für die Kreativität, den Innovationsgeist und das Wissen unserer Gesellschaft. Die Aufmerksamkeit soll dazu führen, dass gelebte Traditionen, die heute in Deutschland von Gruppen und Gemeinschaften praktiziert werden, erhalten, fortgeführt und dynamisch weiterentwickelt werden können. Das Verzeichnis wird in einem mehrstufigen Verfahren von der Deutschen UNESCO-Kommission und verschiedenen deutschen staatlichen Akteuren erstellt (Text: www.unesco.de.). Aktuell sind 126 Einträge gelistet, darunter die Marktredwitzer Krippenkultur, die Sternsinger und die Fürther Michaeliskirchweih („Kärwa“).
Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach