BAYERN. Der Freistaat Bayern investiert auch in diesem Jahr wieder kräftig in die Integration: Das erfolgreiche Integrationsprojekt ‚ReThink‘, das Jugendliche mit Migrations- oder Fluchthintergrund aus muslimisch und patriarchal geprägten Heimatländern dabei unterstützt, die eigenen Einstellungen und Weltbilder kritisch zu hinterfragen, erhält heuer für seine Arbeit insgesamt rund 387.000 Euro, davon 180.000 Euro vom Bayerischen Innenministerium. Das hat Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann mitgeteilt. „Wer in unser Land kommt, hat die hier geltenden Werte und Grundprinzipien unserer Gesellschaft zu akzeptieren. Dazu gehört die Gleichberechtigung von Frau und Mann ebenso wie eine glasklare Absage an jede Form von Antisemitismus“, machte Herrmann deutlich. Es sei daher wichtig, frühzeitig menschenverachtende Einstellungen sowie Vorurteile abzubauen und die demokratischen Werte als persönlichen Gewinn zu betrachten – und nicht als Bedrohung. Hierfür leiste das Projekt, das neben dem Innen- auch vom Kultus- und Sozialministerium unterstützt wird, mit seinem vielfältigen Ansatz einen wertvollen Beitrag.
Wie Herrmann erklärte, sollen Jugendliche im Rahmen des Projekts durch Rollenspiele die eigene kulturelle und gesellschaftliche Prägung kritisch hinterfragen und neue Denkanstöße mitnehmen. Qualifizierte Teams mit eigenem Migrationshintergrund begleiten die Treffen, ermöglichen eine Begegnung auf Augenhöhe und schaffen das nötige Vertrauen für offene Diskussionen. Die Workshop-Leiter sollen mit ihrer eigenen Biografie und Persönlichkeit Vorbilder darstellen, wie man als Migrant und Muslim in Deutschland erfolgreich in der deutschen Gesellschaft ankommen kann. Die Teams sind besonders sensibilisiert für Antisemitismus aus dem arabischen Kulturraum sowie auf häufig in patriarchalen Gesellschaften tabuisierte Themen wie das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Ein besonderes Augenmerk liegt künftig auf weiblichen Flüchtlingen, um gezielt Themen aus Frauenperspektive auch in geschlechtergetrennten Teams zu behandeln, wie beispielsweise die Rolle der Frauen in patriarchalen Strukturen oder religiöse Narrative für die Ungleichbehandlung von Frau und Mann.
Das Sozialministerium stellt aus dem Bereich der Radikalisierungsprävention rund weitere 120.000 Euro zur Verfügung. Sozialministerin Ulrike Scharf: „Wir müssen uns energisch, mit voller Entschlossenheit gegen jegliche Form von Extremismus stellen! Für den Bereich der Prävention stellt das Projekt ‚ReThink‘ einen unverzichtbaren Beitrag dar und wird 2023 um die digitale Extremismusprävention erweitert. Es ist mir sehr wichtig, auch digital den Austausch mit Jugendlichen zu verstärken! Extremistischen Seiten und Inhalten muss Einhalt geboten werden. Kritisches Denken und Hinterfragen im Netz müssen wir mit Sensibilisierungsmaßnahmen weiter fördern.“
Weitere finanzielle Unterstützung in Höhe von 87.000 Euro kommt aus dem Kultusministerium. Mit dem Angebot „ReAkt“ werden gezielt auch Lehrerinnen und Lehrer an den bayerischen Berufsschulen für die Themen sensibilisiert und fortgebildet. Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo: „Jungen Menschen mit Migrationshintergrund bewusst zu machen, welche Werte zu unserer Kultur gehören, ist eine entscheidende Bildungsaufgabe bei der Integration. Bei ‚ReThink‘ unterstützen wir die direkte Arbeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mansour-Initiative. Mit dem Fortbildungsangebot „ReAkt“ schulen wir zudem unsere Berufsschullehrkräfte, um sie bei der Werteerziehung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund bestmöglich zu unterstützen.“
Mit 50 Workshops und 1000 Teilnehmern an 25 bayerischen Bildungseinrichtungen pro Jahr hat das ‚ReThink‘-Projekt eine große Reichweite. Träger des Projekts ist die unter der Leitung von Ahmad Mansour stehende ‚Mansour-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention GmbH (MIND prevention)‘.
Bericht: Bayerisches Innenministerium