Stadt freut sich über die beispielhafte Sanierungsmaßnahme – Verschiedene Fördermöglichkeiten
AMBERG. Sich für die Sanierung eines historischen Gebäudes zu entschließen, bedeutet für die Bauherren, sich auf ein ebenso interessantes und spannendes wie anspruchsvolles Vorhaben einzulassen. Ein besonders gelungenes Projekt dieser Art konnte vor Kurzem in der Amberger Altstadt fertiggestellt und bezogen werden. Es handelt sich dabei um das Wohnhaus am Paradeplatz 16, das nach sorgfältiger Renovierung nun wieder in altem Glanz erstrahlt.
„Es ist wirklich hübsch geworden“, zeigen sich Baureferent Markus Kühne, die Leiterin des Bauordnungs-, Baurechts- und Stadtentwicklungsamtes Jasmin Hannich sowie deren für die Denkmalpflege zuständigen Stellvertreterin Kerstin Weiß bei der Abschlussbesichtigung hochzufrieden mit dem Ergebnis. Dieses für alle beteiligten Stellen erfolgreiche Resultat fußt auf der schrittweisen Erarbeitung der Grundlagen und einer engen Abstimmung mit dem Baureferat der Stadt Amberg sowie dem Landesamt für Denkmalpflege bei der Lösungssuche.
Voruntersuchung, Maßnahmen- und Materialkonzept
So war im Vorfeld zunächst eine umfassende Voruntersuchung erfolgt. Auf dieser Basis konnten in einem ersten Umsetzungsschritt Freilegungen durchgeführt und Verkleidungen jüngeren Datums wie Gipsdecken, Vorsatzschalen und neuzeitliche Bodenaufbauten entfernt werden. Dieses Vorgehen ermöglichte es, die „verborgenen Qualitäten“ des Gebäudes zu erkennen, zu werten und einem Sanierungs- und Restaurierungskonzept zugrunde zu legen. Ein bereits im Genehmigungsprozess eingegliedertes Maßnahmen- und Materialkonzept machte zudem eine größtmögliche Transparenz für alle Beteiligten sowie ein wirtschaftliches Arbeiten in der Planung und Umsetzung möglich.
Freilich ist die gelungene Maßnahme auch und ganz besonders den Bauherren zu verdanken, die Verantwortung übernommen und kooperativ mit den Fachleuten zusammengearbeitet haben. Darauf macht zusammen mit den Vertretern des städtischen Baureferats Jürgen Blochberger, der Geschäftsführer der für die Befunduntersuchung zuständigen Firma Siegfried Mühlbauer und Partner, aufmerksam. Auch der für die Planung der Maßnahme und die Bauleitung verantwortliche Architekt Urban Meiller von em.Architekten sowie Statiker Martin Hollweck vom Ingenieurbüro fhs, in dessen Händen die Instandsetzung des Tragwerks lag, lobten diese außerordentlich gute Zusammenarbeit.
Gebäude mehr als 400 Jahre alt
Im Rahmen der Baumaßnahme konnte so aus einem weit mehr als 400 Jahre alten Gebäude ein sorgsam restauriertes, modernes Wohnhaus entstehen. Der vordere Gebäudeteil des Hauses stammt aus den Jahren 1585 bis 1587. Ihn hatten die damaligen Erbauer ähnlich einem „Reihenhaus“ in eine damals bestehende Baulücke gesetzt, was nun im ausgebauten Dachgeschoss anhand der freigelegten historischen Putzfassaden zu den Nachbaranwesen zu erkennen ist. Schon damals wurde das Haus mit zwei Vollgeschossen sowie einem Dachgeschoss errichtet, das von dem bis heute im Original erhaltenen Kehlbalkendach mit stehendem Stuhl überdeckt wird.
Aus Platzgründen wurde im Jahr 1735 – nicht einsehbar vom Paradeplatz aus, weil im hinteren Teil des Grundstücks gelegen – ein barocker Anbau erstellt. Diesen hatte man im Gegensatz zum Hauptgebäude mit einem Sparrendach überdeckt, das ebenfalls noch Bestand hat. Die Fenster, Türen, Treppe und Böden hingegen waren im Laufe der Jahrhunderte erneuert worden. Sie galt es nun, durch moderne, aber dem historischen Bestand entsprechende Einbauten zu ersetzen. Auch waren die zu einem Großteil noch erhaltenen bauzeitlichen Holzbalken- und Stuckdecken unter Putz oder einer neuzeitlichen Holzvertäfelung versteckt.
Sanierung nach historischem Vorbild
Sie mussten im Zuge der Sanierung darum wieder freigelegt und saniert werden. Gleiches gilt für die teilweise unter Gipskartonplatten oder zumindest mehreren Putzschichten verborgenen historischen Wandoberflächen. Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, nach der Herausnahme der Einbauten möglichst mit den auch zur Bauzeit verwendeten Materialien zu arbeiten. So kamen im gesamten Haus Kalkputze und Kalk- oder mineralische Anstriche sowie an den Holzdecken Leinölanstriche zum Einsatz.
Darüber hinaus wurden auch die im 20. Jahrhundert errichteten Dachgauben wieder herausgenommen und – gemäß historischem Vorbild – durch zwei Schleppgauben im unteren Dachraum ersetzt. Auch die bauzeitlichen Werksteingewände der Fenster und der Eingangstüre, die vom Paradeplatz aus sichtbar sind und dem Haus zusammen mit den eingearbeiteten Datierungen sein Gesicht geben, wurden wieder hergestellt.
Förderung für Mehraufwand
Freilich ist der sachgemäße Erhalt eines Denkmals im Vergleich zur normalen Altbausanierung mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, der für private Bauherren nur schwer zu stemmen ist. Aus diesem Grund ist es in solchen Fällen möglich, über die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Amberg finanzielle Unterstützung von unterschiedlichen Förderstellen zu beantragen. Voraussetzung für den Erfolg dieser Anträge ist der fachlich richtige Umgang mit dem Baudenkmal.
Für das Gebäude am Paradeplatz wurden gleich mehrere Förder- und Zuschussgeber aktiv. So haben die Städtebauförderung, bei der sich Bund, Land und Gemeinde je zu einem Drittel beteiligen, der Bezirk Oberpfalz, die Bayerische Landesstiftung, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und auch die Stadt Amberg ihren Beitrag geleistet, das historische Gebäude zu einem Vorzeigeobjekt zu machen.
Weitere Fotos zu diesem Objekt und zum Stand weiterer Denkmalprojekte in Amberg können in den sozialen Medien unter Facebook.com/Denk-Mal-Amberg und Instagram.com/denk_mal_amberg abgerufen werden.
Bericht: Stadt Amberg