Gemeinsam gegen Geldautomatensprenger

LKA-Präsident Pickert will gemeinsam mit Vertretern der Kredit- und Versicherungswirtschaft, der Deutschen Bundesbank und der Staatsanwaltschaft den kriminellen Automatensprengern den Kampf ansagen.

Symbolbild: Geldautomat
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MÜNCHEN. Sie kommen meist in der Nacht, fahren schnelle Autos, sind nach wenigen Minuten wieder weg – und hinterlassen einen gewaltigen Schaden: Geldautomatensprenger schlagen auch in Bayern immer wieder zu und gehen dabei äußerst professionell und brutal vor. Allein im laufenden Jahr 2022 kam es bis zum Stichtag 19.07.2022 bereits zu 15 derartigen Taten. Da die Kriminellen immer häufiger sogenannten Festsprengstoff verwenden und auch vor Automaten in Wohnkomplexen nicht zurückschrecken, spricht das Bayerische Landeskriminalamt von einer erheblichen Gefahr für die Allgemeinheit.
Oberstaatsanwältin Dr. Ursula Redler von der Staatsanwaltschaft Bamberg: „Aktuell ermitteln wir in 6 Fällen zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Der Grund dafür ist, dass die Täter keine Rücksicht darauf genommen haben, ob Personen, die in unmittelbarer Nähe zu den Automaten wohnen, geschädigt werden können.“ Die Staatsanwaltschaft Bamberg führt gemeinsam mit Ermittlern des LKA aktuell die meisten derartigen Verfahren in Bayern.

Aus diesem Grund lud der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes, Harald Pickert, am 19. Juli 2022 Vertreter des Bayerischen Bankenverbandes, des Genossenschaftsverbandes Bayern, des Sparkassenverbandes Bayern, der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Bayern, des Gesamtverbandes der Versicherer und der Staatsanwaltschaft Bamberg zu einer Gesprächsrunde ein.
Harald Pickert: „Strafverfolgung und Schutz, den skrupellosen Taten der Automatensprenger kann man nur mit einer Kombination aus Repression und Prävention erfolgreich begegnen. Unser Ziel ist es, die Täter mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen und gleichzeitig die Banken bei den vorbeugenden Schutzmaßnahmen so gut wie möglich zu unterstützen.“ Umfassende Analysen und Auswertungen der LKA-Experten haben gezeigt, dass die Geldautomatensprenger meist in Kleingruppen agieren und für die Tatbegehungen aus den Niederlanden einreisen. Aus diesem Grund steuern diese Täter mittels hochmotorisierter Fahrzeuge oft Automaten und Filialen an, die verkehrsgünstig an Autobahnen oder Schnellstraßen gelegen sind. Auch die verbauten Typen von Geldautomaten und bestimmte Sicherheitsvorkehrungen werden vermutlich von den Tätern berücksichtigt. Diese und weitere Faktoren können aus Sicht der Ermittler im Bereich der Vorbeugung gewinnbringend eingesetzt werden. Aus diesem Grund ist es beabsichtigt, einen entsprechenden Informationsaustausch zwischen der Polizei und den Banken zu etablieren. Deher wird der bereits bisher enge Informationsaustausch zwischen der Polizei und den Banken ab sofort nochmals deutlich intensiviert. LKA-Präsident Harald Pickert möchte hierbei auf die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bankenbranche aufbauen.

Bereits seit dem Jahr 2011 findet unter Federführung des LKA regelmäßig das Bayerische Bankengespräch statt. Dank dieser Plattform erfolgte schon zu zahlreichen Deliktsfeldern und Problemstellungen ein zielgerichteter und erfolgreicher Austausch zwischen der Kreditwirtschaft, der Deutschen Bundesbank und der Bayerischen Polizei. Daher soll dieses Netzwerk zukünftig auch zur Bekämpfung der Geldautomatensprengungen verwendet werden. Im Rahmen der Gesprächsrunde am 19. Juli 2022 stellten Präventionsexperten auch Maßnahmen zur Abschreckung der Täter vor. So konnten zum Beispiel Banken in den Niederlanden und in Frankreich die Zahl der gesprengten Automaten deutlich reduzieren, indem sie Systeme verbauten, die das noch im Automaten befindliche Bargeld durch Farb- oder Klebepatronen im Falle einer Explosion unbrauchbar machen. Denn die Erfahrungen aus anderen Deliktsbereichen zeigen: Wenn die Chance auf eine erfolgreiche Tatausführung sinkt und gleichzeitig die Gefahr einer Festnahme steigt, schreckt das selbst professionell agierende Banden dauerhaft ab. Als praktisches Beispiel verwies Polizeipräsident Harald Pickert hier auf die erfolgreiche Bekämpfung der Bankraubtaten. Hier führten präventive Anstrengungen in der Vergangenheit zu einer signifikanten Reduzierung der Fallzahlen.

Bezogen auf die Sprengung der Geldautomaten haben unsere Nachbarn aus den Niederlanden diesen Ansatz noch ausgebaut. So wurde eine Strategie zur Reduzierung der Tatgelegenheiten verfolgt. Dort schließen Banken daher nachts teilweise ihre Selbstbedienungsfilialen oder bauen besonders gefährdete Bankautomaten komplett ab.
Nach der Besprechung in den Räumlichkeiten des LKA zeigten sich alle Anwesenden zuversichtlich, dass der Schulterschluss zwischen Strafverfolgungsbehörden und Privatwirtschaft ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung des Phänomens der Geldautomatensprengungen ist. Der fachliche Austausch und die Zusammenarbeit sollen in Zukunft weiter intensiviert werden.

Bericht: Bayerisches Landeskriminalamt