Bundeskanzler und Bahnchef eröffnen in Cottbus Deutschlands modernstes Instandhaltungswerk
Neue Werkshalle entsteht in Rekordgeschwindigkeit • Werk Cottbus unterstützt die Verkehrswende mit zusätzlichen Instandhaltungskapazitäten • DB schafft 1.200 neue Industriearbeits- und Ausbildungsplätze in der Lausitz
COTTBUS. Die Deutsche Bahn (DB) hält Wort: Keine 20 Monate nach dem ersten Spatenstich und damit in Rekordgeschwindigkeit hat die DB gestern das neue ICE-Instandhaltungswerk Cottbus offiziell in Betrieb genommen. Gemeinsam eröffneten Bundeskanzler Olaf Scholz, Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke und der DB-Vorstandsvorsitzende Dr. Richard Lutz die fast 450 Meter lange Werkshalle, in der die schwere Instandhaltung der ICE 4-Flotte der DB erfolgen wird.
Die DB schafft am Standort Cottbus zunächst 450 und voraussichtlich bis 2026 insgesamt 1.200 neue hochqualifizierte Industriearbeits- und Ausbildungsplätze. Der Konzern hat auch die Berufsausbildung gestärkt und die Anzahl der Ausbildungsplätze deutlich erhöht. Somit kann die Hälfte der 2026 zu besetzenden Arbeitsplätze im Werk mit eigenen Auszubildenden realisiert werden.
Der ICE 4 ist das Rückgrat des Fernverkehrs der Deutschen Bahn, 137 dieser Züge hat die DB bestellt. Die DB baut im Rahmen ihrer Konzernstrategie „Starke Schiene“ ihre ICE-Flotte kontinuierlich aus. Insgesamt sollen bis Ende des Jahrzehnts rund 450 ICE unterschiedlicher Baureihen auf den Schienen unterwegs sein. Mehr Züge brauchen auch mehr Kapazität in der Instandhaltung. Mit innovativer Technologie sorgt das neue Werk in Cottbus dafür, dass die Züge schnell zurück auf die Strecke kommen, mehr Menschen klimafreundlich und komfortabel reisen können und die Verkehrswende in Deutschland gelingt.
Olaf Scholz, Bundeskanzler: „Das ‚Neue Werk Cottbus‘ setzt Maßstäbe für große Vorhaben überall in Deutschland. Die Deutsche Bahn hat hier in kürzester Zeit einen anspruchsvollen Bau hochgezogen. Das ist es, was ich meine, wenn ich von unserem neuen Deutschland-Tempo spreche. Die Deutsche Bahn hat sich dabei mutig auf etwas Neues eingelassen, auf das ‚Partnerschaftsmodell Schiene‘. Auch die Kooperation zwischen der Deutschen Bahn und der LEAG für das „Neue Werk“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie es geht: Auch wenn die Arbeitsplätze sich verändern, die guten Jobs bleiben hier. Die Deutsche Bahn ist auch deshalb hier nach Cottbus gekommen, weil sie hier auf die Erfahrungen und Qualifikationen der Brandenburgerinnen und Brandenburger zurückgreifen kann und will.“
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn: „Das neue Werk Cottbus ist ein zentraler Baustein für den weiteren Ausbau unseres Angebots und unverzichtbar für die Starke Schiene und die Verkehrswende. Im modernsten Instandhaltungswerk Deutschlands sorgen hochqualifizierte Mitarbeitende dafür, dass der ICE 4 schneller wieder für unsere Fahrgäste im Einsatz ist. Zudem schaffen wir attraktive Arbeitsplätze in der Region und tragen so zu einem gelingenden Strukturwandel bei. Schon jetzt ist das Werk Cottbus ein Leuchtturm für Fortschritt und Aufbruch in unserem Land. Und diese Erfolgsgeschichte schreiben wir mit dem Bau der zweiten Halle fort.“
Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburg: „Der Start des Bahnwerks ist eine großartige Wegmarke zur Strukturstärkung unserer Lausitz. Ich bin glücklich, dass wir es in einer gemeinsamen Kraftanstrengung in kürzester Zeit geschafft haben, unser Versprechen einzuhalten: Wir schaffen neue und zukunftsfeste Arbeitsplätze vor dem Ausstieg aus der Kohleverstromung. Dafür bin ich sehr dankbar, denn es stärkt auch das Vertrauen in Versprechen der Politik. Unsere Hartnäckigkeit während der Verhandlungen zum Kohlekompromiss zahlt sich aus: Jetzt sind viele Jobs inmitten der Stadt gesichert. Der Neubau zeigt, dass sich die Lausitz zu einem herausragenden Standort für innovative Technologien entwickelt. Dass sich die Bahn hier auch gemeinsam mit der LEAG überdurchschnittlich stark für die Ausbildung junger Menschen engagiert, freut mich besonders. Dieses Projekt zeigt aber auch, dass in Deutschland kurze Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungszeiten möglich sind, wenn alle Beteiligten ein Ziel haben und alle Räder ineinandergreifen. Dieses Brandenburg-Tempo sollte Maßstab werden.“
Bei der schweren Instandhaltung werden die Züge zum Teil demontiert und schwere Komponenten wie Fahrmotoren oder Drehgestelle ausgetauscht. Das geht in dem neuen Werk, das speziell auf den ICE 4 zugeschnitten ist, innerhalb von nur rund zwei Wochen – so schnell wie in keinem anderen Werk der DB.
In die knapp 450 Meter lange Werkshalle passen die 374 Meter langen XXL-ICE mit 13 Wagen und 918 Sitzplätzen in voller Länge. Von den kürzeren, siebenteiligen ICE können zwei der je rund 200 Meter langen Züge hintereinander auf den beiden Instandhaltungsgleisen stehen. Die Züge müssen für die Instandhaltung nicht mehr – wie in anderen Werken – geteilt werden. Mitarbeitende können an allen Wagen gleichzeitig arbeiten. Eine weitere Halle mit insgesamt vier Gleisen ist auf dem Werksgelände bereits im Bau. Sie soll 2026 in Betrieb gehen.
Im Werk sorgen hochmoderne Technik und Automatisierung für effizientere und einfachere Arbeitsabläufe, die Instandhaltungsprozesse beschleunigen und die Mitarbeitenden entlasten: Die beiden Instandhaltungsgleise sind erhöht, sodass Seitenklappen und Radsätze der Züge gut erreichbar sind. In den Hallenboden sind eigens entwickelte Drehgestellwechsler eingesetzt. Die schweren Drehgestelle können damit zur weiteren Bearbeitung seitlich unter dem Zug herausgefahren werden.
Bauteile und Komponenten können die Mitarbeitenden in Cottbus per App identifizieren und zu ihrem Arbeitsort am Zug bestellen. Augmented-Reality-Brillen ermöglichen es, Techniker:innen und Ingenieur:innen aus anderen Standorten zu Arbeiten in Cottbus hinzuziehen, Tipps und Hinweise werden dann unmittelbar im Sichtfeld eingeblendet. So stehen die Züge schnell und zuverlässig wieder für Fahrten in Deutschland, nach Österreich oder in die Schweiz zur Verfügung.
Die deutlich frühere Inbetriebnahme des ICE-Werks als ursprünglich geplant geht auf verschiedene Faktoren zurück: Die DB AG hat für die Planung und Realisierung ein neues, kooperatives Verfahren (Partnerschaftsmodell Schiene) umgesetzt, das eine schnelle Prozessentwicklung, teamorientiertes Agieren der Partner und kurze Abstimmungswege gewährleistet. Darüber hinaus haben alle Beteiligten bei den erforderlichen Abstimmungen zu den Genehmigungsverfahren eng und sehr konstruktiv zusammengearbeitet. Dazu beigetragen hat auch die in der Staatskanzlei eingerichtete Task Force unter Leitung von Ministerpräsident Woidke und DB-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten.
Bericht: DB AG