Mit vereinten Kräften gegen das Virus – Mangel an Schutzkleidung das größte Problem
AMBERG. Im Gebäude der Integrierten Leitstelle in der Gasfabrikstraße herrscht seit Mitte März eine rege Betriebsamkeit. Dort befinden sich die Räumlichkeiten des Katastrophenschutzes der Stadt Amberg. Kurz vor 14 Uhr füllt sich der große Besprechungsraum. Gleich wird Dr. Bernhard Mitko die Lagebesprechung der FüGK einläuten. Hinter dem Kürzel FüGK verbirgt sich die „Führungsgruppe Katastrophenschutz“.
Die FüGK der Stadt Amberg erfüllt seit der Feststellung des Katastrophenfalles durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder zahlreiche Aufgaben, um die Corona-Pandemie im Stadtgebiet schnell und effizient zu bekämpfen. In Bayern sind unter anderem die kreisfreien Städte für den Katastrophenschutz zuständig. Wenn ein gravierendes Ereignis wie die Corona-Pandemie eintritt, wird die FüGK aktiviert. So geschehen am 18. März durch Oberbürgermeister Michael Cerny. Seitdem arbeiten unter der Leitung von Dr. Bernhard Mitko täglich rund 30 städtische Bedienstete, teilweise neben ihren eigentlichen Aufgaben in der Stadtverwaltung, im Führungsstab mit.
Bei Bedarf werden je nach Lage externe Fachkräfte der Polizei, der Bundeswehr, des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und Ärzte hinzugezogen. Die Mitarbeiter sind täglich im Einsatz, am Wochenende in einer kleineren Besetzung. Die FüGK arbeitet so lange, wie der Katastrophenfall gilt. Dass dieser bayernweit ausgerufen wurde, gab es bisher in der Geschichte noch nie und auch in der Stadt Amberg trat der Krisenstab erstmals seit Jahrzehnten zusammen und bedeutet daher für alle Mitwirkende Neuland. Auf diesen Fall wurden sie aber in zahlreichen Fortbildungen vorbereitet.
Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hat verschiedenste Aufgabenbereiche. Sie beurteilt die Lageentwicklung, koordiniert Maßnahmen, fordert bei Bedarf auswärtige Hilfe an, informiert die Bevölkerung und gibt zweimal täglich Meldungen an die Regierung und das Innenministerium. Die FüGK trifft sich daher grundsätzlich um 14 Uhr zur Lagebesprechung im großen Besprechungsraum des Katastrophenschutzes. In dieser Runde informieren die einzelnen Bereiche über die aktuelle Situation. Regelmäßig nimmt auch Oberbürgermeister Michael Cerny daran teil, um sich auf dem Laufenden zu halten.
Gearbeitet wird in sogenannten Stäben. Die Gesamtverantwortung liegt bei der Leitung der FüGK. Sie koordiniert die grundsätzlich eigenverantwortliche Arbeit der Mitglieder, legt Ziele fest und trifft aufgrund der vorliegenden Informationen die notwendigen Entscheidungen. Dr. Bernhard Mitko und seine Vertreterin Jasmin Hannich werden dabei von den sogenannten Führungsassistenten unterstützt.
Im Arbeitsbereich S1, dem Innerer Dienst, kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Personaleinteilung und dass Ablösungen bzw. Vertretungen organisiert sind. Auch für den Betrieb der EDV- und Kommunikationstechnik und die Ausstattung der Räume mit Arbeitsunterlagen und Büromaterial ist „S1“ zuständig. Bei Mehrschichtbetrieb gilt es die Verpflegung sicher zu stellen.
Für die Übersicht im Katastrophenfall sorgt das Team für Lage und Dokumentation (S2). Alle Meldungen und Informationen, bedeutende Ereignisse und Entscheidungen bekommt es mitgeteilt. Auf der großen Lagekarte werden diese Daten dargestellt und zusätzlich im Einsatztagebuch festgehalten. Die Lagekarte vermittelt allen FüGK-Mitarbeitern einen schnellen Überblick der Situation. Die Protokollierung der Lagebesprechungen wird ebenfalls durch „S2“ erledigt.
Die beiden Stäbe S3 Einsatz und S4 Versorgung arbeiten diesmal zusammen. Denn der schwierigste Auftrag ist derzeit die Beschaffung von Schutzkleidung. Die Belieferung durch die Staatsregierung läuft sehr schleppend und mit geringen Stückzahlen. Daher schaut sich die FüGK Amberg nach anderen Einkaufsmöglichkeiten um. Viele Angebote flattern ihr ins Haus, die auf Seriosität und Verwendbarkeit geprüft werden müssen.
Nach der Beschaffung sind die Lagerung und die Verteilung von Schutzmaterialien weitere Aufgaben. Dabei dienen diese Vorräte nur für akute Notsituation. S4 Versorgung stellt in anderen Katastrophenfällen die Versorgung der Einsatzkräfte sicher. Da aktuell keine Einsatzkräfte vor Ort arbeiten, wie dies bei einem Großfeuer oder einem Hochwasser der Fall wäre, kann dieser Bereich aktuell bei der Beschaffung und Verteilung unterstützen.
Gerade im Katastrophenfall ist die regelmäßige Information der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Tätigkeit. Dazu werden Pressemitteilungen herausgegeben, Pressekonferenzen organisiert und die Internetseite www.amberg.de/corona auf den aktuellen Stand gehalten. Verantwortlich dafür ist der Stab S5 Bevölkerungsinformation und Medienarbeit (BuMA). Zudem wurde ein Bürgertelefon eingerichtet, dass anfangs täglich mit vier Personen mehrere Stunden besetzt war. Im Schnitt 32 Bürgerinnen und Bürger suchten pro Tag unter der Nummer 10-9999 Hilfe und Rat.
Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hat mit der Kommunikationsgruppe (KomFü) eine zentrale Anlaufstelle. Telefonanrufe, E-Mail oder Telefaxe laufen gesammelt über die KomFü. Eingehende Nachrichten werden an den Arbeitsbereich Sichtung weitergeleitet. Der Sichter verteilt die Meldungen an die zuständigen Stellen und setzt bei wichtigen Vorgänge zusätzlich die FüGK-Leitung davon in Kenntnis.
Wegen der besonderen Herausforderungen durch Corona wurden zusätzlich zur FüGK ein Ärztlicher Leiter und ein Versorgungsarzt bestimmt. Dr. Marc Bigalke ist als Ärztlicher Leiter FüGK für den gesamten Rettungszweckverband und somit für die Stadt Amberg und die Landkreise Amberg-Sulzbach und Schwandorf verantwortlich. Er hat die Betten- und Behandlungskapazitäten im Blick, bestimmt Schwerpunktkrankenhäuser und sorgt unter anderem für die Einrichtung von Hilfskrankenhäusern. Als Versorgungsarzt muss Dr. Harald Schmaußer die ambulante ärztliche Versorgung der Bevölkerung im Gebiet der Stadt Amberg sicherstellen.
Bericht: Stadt Amberg