Frühjahrs- und Impfmüdigkeit

Dr. Roland Brey: „Zeckenschutzimpfung nicht außer Acht lassen!“

Der Blutsauger wartet auf einem Blatt auf sein Opfer
Symbolbild

AMBERG-SULZBACH. Alle Jahre wieder wird über „Frühjahrsmüdigkeit“ geklagt und berichtet, zitiert das Landratsamt den Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Roland Brey. Medien geben Hinweise und Tipps, was man dagegen tun kann. Auch wenn die Symptome, die sich meist in Form von Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kreislaufschwäche äußern, unangenehm sein können, handelt es sich nicht um eine Krankheit. Bewegung an der frischen Luft gilt als bestes Gegenmittel, heißt es in der Mitteilung weiter.

Mehr Sorgen bereitet dem Gesundheitsamt Amberg demnach die „Impfmüdigkeit“, die vor allem bei Erwachsenen zu beobachten sei. Sie hänge nicht zuletzt mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie zusammen. „Bevölkerungsbefragungen belegen, dass viele Menschen das Vertrauen in das Impfen aufgrund widersprüchlicher Empfehlungen und Aussagen verloren haben, die sich auf die Wirksamkeit von Impfungen und deren Nebenwirkungen beziehen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei auch die Enttäuschung darüber, dass die Covid-Impfungen Infektionen nicht verhindern konnten“, so Dr. Roland Brey. „Eindeutig nachgewiesen ist jedoch der Schutz vor schwerer Erkrankung und vor Tod, wie sich gerade in den Pflegeheimen gezeigt hat. Bei der großen Long Covid-Befragung des Gesundheitsamtes im vergangenen Jahr führte ein Teil der betroffenen Personen die Beschwerden auf negative Impffolgen zurück, wenngleich inzwischen mehrere Studien der Impfung eine gute Schutzwirkung auch vor Long- und Post-Covid bescheinigt haben“, erklärt Dr. Brey.

Nach den schwierigen Pandemiejahren sei die „Coronamüdigkeit“ durchaus verständlich. Im Hinblick auf die diesjährige Grippewelle und auf das von Forschern erwartete starke Zeckenjahr sollten jedoch andere Infektionskrankheiten wie Influenza und FSME nicht außer Acht gelassen werden. Für diese Virenerkrankungen stehen seit langem Impfstoffe zur Verfügung, die zwar auch Infektionen nicht vollständig verhindern, aber das Risiko für schwere Folgen deutlich vermindern können. Die Impfquoten liegen laut Mitteilung bei Erwachsenen weit unter 50 Prozent, was leider gerade auch für die Risikogruppen gilt, denen die Impfungen besonders empfohlen werden müssen, zum Beispiel älteren, chronisch kranken oder immungeschwächten Menschen. Der Höhepunkt der diesjährigen Grippesaison scheint überschritten zu sein, sodass die Impfung jetzt kaum mehr in Betracht kommt. Bei der Auswertung der bisher dem Gesundheitsamt Amberg gemeldeten Influenzafälle fällt auf, dass mehr als 90 Prozent aller Erkrankten nicht geimpft waren, bei den stärker gefährdeten über 60-Jährigen waren es mit 85 Prozent Ungeimpften nicht viel weniger. „Dass die Impfangebote im kommenden Herbst besser wahrgenommen werden, wäre sehr zu wünschen“, so Brey.

Bezüglich der Zecken und der FSME-Impfung heißt es: Auch wenn wegen der milden Temperaturen Zecken ganzjährig aktiv sein können, steigt im Frühjahr das Infektionsrisiko deutlich. Unsere Region ist schon lange ein Hochrisikogebiet, weshalb jetzt die richtige Zeit ist, um den Impfschutz zu überprüfen, ggf. aufzufrischen oder neu zu erwerben. In der Regel sind drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen. Auffrischimpfungen werden je nach Impfstoff bei unter 50- bis 60-Jährigen alle fünf Jahre, bei Älteren alle drei Jahre empfohlen. Bei FSME-Infektionen ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. 2023 war für das Gesundheitsamt ein Rekordjahr mit 19 FSME-Meldefällen, bei denen es sich in der Regel um schwere Verlaufsformen handelt. Daher sollte heuer nicht nur an den Zeckenschutz allgemein, sondern auch besonders an die Impfungen gedacht werden. „Schließlich zählen diese trotz einer gestiegenen Impfskepsis zu den wichtigsten und wirksamsten Präventionsmaßnahmen in der Medizin“, appelliert der Mediziner.

Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach