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Erste Priorität: Vital !

„Waldpflege im Klimawandel“ – neues Merkblatt der LWF

Zukunftsfähiger Einzelbaum mit vitaler Krone als Ergebnis einer konsequenten und kontinuierlichen Pflege
Bild-Autor: Wolfram Rothkegel

BAYERN. Waldbesitzer und Forstleute stehen in den nächsten Jahren vor der großen Herausforderung unsere Wälder für die Klimazukunft fit zu machen. Wie dabei die gezielte Waldpflege, vom Sämling bis zum vitalen Altbaum mit großer Baumkrone, helfen kann, zeigt das neue Merkblatt „Waldpflege im Klimawandel“ der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Auf großer Fläche wurde in den letzten Jahrzehnten die Anreicherung der Wälder in Bayern mit Mischbaumarten durch Pflanzung, Saat sowie über Naturverjüngung eingeleitet. In diese zukunftsfähigen Waldflächen wurde bereits viel Arbeitszeit und Geld investiert, weshalb es nun gilt, sie für die Zukunft gewinnbringend zu sichern. Dafür ist die richtige Waldpflege unerlässlich. „Um Wälder zu gestalten, die an den Klimawandel angepasst sind, müssen wir möglichst viele, insbesondere die klimastabilen Baumarten erhalten und fördern. Mit der Waldpflege müssen wir sie widerstandsfähig machen gegenüber Stressfaktoren wie Trockenheit, Sommerhitze oder Stürmen“, so der Präsident der LWF, Dr. Peter Pröbstle.

Im Merkblatt „Waldpflege im Klimawandel“ (Nr. 54) werden die wichtigsten Lebensphasen der Bäume und die zum jeweiligen Eingriffszeitpunkt entscheidenden waldbaulichen Maßnahmen beschrieben und erläutert. Die Pflegekette besteht aus den 4 aufeinander folgenden Phasen: Etablierungsphase, Qualifizierungsphase, Dimensionierungsphase und Reifephase. Die Entwicklung eines Waldbestandes führt somit vom Beginn der Bestandsbegründung (Etablierung) über die Jungwuchs- und Jungbestandspflege (Qualifizierung) bis zum eigentlichen Kronenaufbau (Dimensionierung). Abgerundet werden die Pflegevorschläge für ein methodisch auf den Klimawandel abgestimmtes waldbauliches Vorgehen, mit Maßnahmen zum Einleiten der Verjüngung und dem Generationenwechsel.

Neu an der beschriebenen Herangehensweise ist die frühe Hinwendung zur positiven Auslese und zum vitalen Einzelbaum. Die Zukunftsbäume sollen künftig in weiteren Abständen und mit geringeren Stückzahlen ausgewählt werden. Dazwischen entsteht so auch Platz für unbehandelte Zwischenräume. Mit diesem Vorgehen wird sowohl auf die bisher übliche „Negativauslese“ als auch auf die kostenintensive Pflege der gesamten Bestandsfläche verzichtet. „Damit,“ so Präsident Dr. Pröbstle, „führt die moderne Waldpflege nicht nur zu klimastabilen Wäldern sondern gleichzeitig auch zu einer naturnahen Bewirtschaftung unserer Wälder. Die Aspekte der Holznutzung und die Aspekte des Waldnaturschutzes werden gleichermaßen berücksichtigt.“ Außerdem gilt der Grundsatz „Erste Priorität: Vital!“. Bei der Planung von Pflegeeingriffen wird also das Kriterium der Vitalität den Kriterien Qualität und Leistung vorangestellt.

Gegenüber dem herkömmlichen Waldbau erfordert der zukunftsgerichtete „Waldbau im Klimawandel“ damit ein grundlegendes Umdenken in der forstlichen Praxis. Hintergrund dieser Neuausrichtung sind Praxis-Erfahrungen und wissenschaftliche Ergebnisse zur Reaktion von Bäumen auf Pflegeeingriffe unter klimabedingten Stresssituationen. Zusammenfassend wurde dabei festgestellt, dass frühzeitig vitalisierte Einzelbäume unter witterungsextremen Bedingungen widerstandsfähiger sind. Zudem ermöglicht eine konsequent und kontinuierlich durchgeführte Waldpflege kürzere Produktionszeiten, damit vermindert sich das Risiko vorzeitiger Ausfälle nochmals.
Das neue Merkblatt 54 „Waldpflege im Klimawandel“ der LWF kann unter: https://s.bayern.de/mb_54_waldpflege_im_klimawandel heruntergeladen oder bestellt werden.

Bericht: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)

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