Analyse des Gesundheitsamtes Amberg
AMBERG / AMBERG-SULZBACH. Dem Gesundheitsamt Amberg, das für die Stadt Amberg und den Landkreis Amberg-Sulzbach zuständig ist, wurden die ersten COVID-Infektionen im März 2020 gemeldet. Bis 31. Oktober 2022 wurden für AM/AS insgesamt 65.988 Infektionen registriert, 323 Personen sind in diesem Zeitraum nachweislich mit und an den Folgen einer COVID-Erkrankung verstorben. Dies ergab sich aus der Prüfung der jeweiligen Todesursache, die in der Todesbescheinigung angegeben worden ist, in Verbindung mit den ergänzenden Mitteilungen von Kliniken und Ärzten. Allein ein positiver PCR-Test war somit nicht ausreichend für die Feststellung eines COVID-Todesfalles.
Der Anteil der COVID-Verstorbenen an allen Infizierten beträgt damit in Amberg/Amberg-Sulzbach (AM/AS) rund 0,5% entsprechend einem Todesfall auf 200 Infektionen (Deutschland: 0,44%, Bayern 0,41%), wobei in mehreren Monaten der Pandemie, die bekanntlich in verschiedenen Wellen verlaufen ist, deutlich höhere Raten verzeichnet werden mussten.
Betrachtet man die absolute Zahl der Todesfälle je Kalendermonat, waren zu Beginn der Pandemie im April 2020 aufgrund von Ausbrüchen in Pflegeheimen mit 46 Verstorbenen die bisher meisten Todesfälle zu beklagen. Im November 2020 waren es 32, im März 2021 31 Personen, die einer COVID-Infektion zum Opfer fielen. Im April 2020 lag der Anteil der COVID-Todesmeldungen an allen COVID-Infektionsmeldungen bei rund 11%, jedoch ist hier die noch relativ geringe Testfrequenz zu berücksichtigen. Bei niedrigen Testzahlen oder einer hohen Dunkelziffer infolge nicht aufgedeckter Infektionen wird die Rate der Sterbefälle in Bezug auf die Infektionsmeldungen überschätzt (Nenner zu klein). Daher ist es sinnvoll, auch den Anteil der COVID-Verstorbenen an allen gemeldeten Todesfällen im jeweiligen Monat zu berechnen: 23,6%, also fast ein Viertel der Sterbefälle in AM/AS, waren im April 2020 COVID-Todesfälle, ein Beleg für die Gefährlichkeit dieses neuartigen Virus, das auf eine ungeschützte Bevölkerung traf. Im November 2020 betrug diese Rate 19%, im März 2021 17,4%, was auf die so genannte Übersterblichkeit, also auf eine gegenüber Vormonaten bzw. Vergleichsmonaten früherer Jahre erhöhte Sterberate hinweist.
Im Sommer 2021 kam es im Sinne eines saisonalen Effektes zunächst zu einem starken Rückgang der Infektions- und der Sterbefälle, deren Anstieg ab Herbst 2021 und im Winter 2021/2022 aber trotz der ansteckenderen Delta-Welle deutlich unter dem Niveau des Vorjahres blieb. Diese positive Entwicklung ist auf die Ende 2020 begonnene Impfkampagne zurückzuführen und setzte sich stetig fort. Hinzu kamen weitere Faktoren wie verbesserte Schutzmaßnahmen, medizinischer Fortschritt bei der Behandlung schwerer COVID-19-Krankheitsverläufe, und schließlich das Auftreten der Omikron-Variante, die zwar sehr hohe Infektionszahlen mit Inzidenzwerten über 2000 mit sich brachte, sich aber als ungefährlicher erwies. Dies hängt sowohl mit der Viruseigenschaft als auch mit dem Immunschutz zusammen, der durch Impfungen und Genesung nach Infektion erzielt wurde. Im September 2022 betrug der Anteil der COVID-Sterbefälle an den Infektionsmeldungen dieses Monats in AM/AS 0,12 %, bezogen auf die Gesamtzahl der im September Verstorbenen waren es noch 2%, für die die Infektion todesursächlich war.
Die eingangs berichteten 323 Personen, die an COVID verstorben sind, setzen sich aus 168 Männern und 155 Frauen zusammen. Das Durchschnittsalter lag bei den Männern bei 80,2 Jahren mit einer Spanne von 35 bis 94 Jahren. Die Frauen waren im Mittel 83,4 Jahre alt mit einer Spanne von 45 bis 97 Jahren. Die Altersgruppe der 80-89-Jährigen macht sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen mit 51% den größten Anteil der COVID-19-Todesfälle aus. Danach folgen bei den Männern die 70-79-Jährigen mit 19%, bei den Frauen die über 90-Jährigen mit 27%. Ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen gehören zur Hochrisikogruppe für einen schweren bis tödlichen Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Zudem zeigt sich hier auch die insgesamt höhere Sterblichkeit von Männern, die überproportional bei den Todesfällen vertreten sind, wofür verschiedene biologische und immunologische Faktoren sowie Unterschiede beim Verhalten und der Inanspruchnahme von medizinischen und präventiven Leistungen eine Rolle spielen könnten.
Für das Gesundheitsamt gibt es im Hinblick auf die vorgelegten Daten keinen Zweifel daran, dass die Impfung ein wirkungsvolles Mittel ist, um die Bevölkerung vor schweren und tödlichen Verläufen einer COVID-19-Erkrankung zu schützen. Die Sterblichkeit Infizierter ist dank der Impfungen stark gesunken und trotz zeitweise sehr hoher Fallzahlen konstant niedrig geblieben. Dennoch besteht weiterhin ein erhöhtes COVID-Sterblichkeitsrisiko für ältere Menschen über 70 Jahren. Der Anteil 3-fach geimpfter Personen unter den Todesfällen in der Stadt Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach ist mit knapp unter 10% relativ gering, aber nicht 0, da bekanntlich keine Impfung einen 100%-Schutz bieten kann.
Vor diesem Hintergrund bleibt es wichtig, besonders gefährdete Personengruppen zu schützen. Dazu stehen Maßnahmen zur Prävention und Eindämmung von Ausbruchsgeschehen sowie gezielte Impfangebote im Fokus. Die Erwartung bzw. Hoffnung, dass Impfungen vor einer Ansteckung bewahren, haben sich mit dem Auftreten immer ansteckenderer Varianten nicht erfüllt. Immunologen gehen jedoch davon aus, dass der hohe Schutz vor Komplikationen und vor dem Tod künftig erhalten bleibt. Die Aufhebung der generellen Isolationspflicht für positiv auf SARS-CoV-2 Getestete ist auch vor diesem Hintergrund zu sehen.
Text: Dr. Roland Brey, Leitender Medizinaldirektor
Leiter Gesundheitsamt für den Landkreis Amberg-Sulzbach und die Stadt Amberg