Drogenfahnder, Geldwäscheermittler und Cybercrimespezialisten von Polizei, Zoll und Justiz beraten in Fürth über neue Bekämpfungsansätze
MÜNCHEN / FÜRTH. Sie werden als hippe Lifestyleprodukte in bunten Tütchen vermarktet, sind aber nie verlässlich zu dosieren und absolut lebensgefährlich: Neue psychoaktive Stoffe (NpS), die über das Internet verkauft werden. Mit einem bundesweiten Projekt haben Polizei, Zoll und Justiz dem gefährlichen Handel den Kampf angesagt.
In Fürth treffen sich aktuell Drogenfahnder, Geldwäscheermittler und Cybercrimespezialisten von Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaften mit Vertretern von EUROPOL, Suchtforschung, Jugendschutz und Medienaufsicht, um über neue Ansätze im Kampf gegen den Online-Handel mit NpS zu beraten. NpS sind Designerdrogen, die versprechen, die Wirkweise von klassischen Drogen zu imitieren. Sie werden von den Drogenhändlern fälschlicherweise als legale und
sichere Alternative zum Drogenkonsum beworben. „Tatsächlich ist der Konsum von NpS lebensgefährlich, es besteht jederzeit die Gefahr einer Überdosis“, warnt der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) Harald Pickert. „Der Konsum gleicht einem Russisch Roulette mit dem eigenen Leben.“
Wie tödlich NpS tatsächlich sind, lässt eine vom Bundeskriminalamt (BKA) durchgeführte Auswertung tausender Kundendaten verschiedener NpS-Shops erahnen. „Die Auswertung lässt eine massive Häufung von Todesfällen erkennen, häufig sind gerade junge Menschen betroffen“, konstatiert BKA-Präsident Holger Münch. Die Verstorbenen werden nur selten als Drogentote erfasst, weil der Nachweis von NpS im Körper schwierig ist. Es ist daher von einer sehr hohen Dunkelziffer unerkannter NpS-Toter auszugehen.
Die Vermarktungsstrategie der Händler ist indes sehr erfolgreich. Mit dem NpS-Onlinehandel werden jährlich Millionenumsätze erwirtschaftet. Im jedermann frei zugänglichen Internet finden sich weit über 100 Webshops, die NpS im großen Stil an tausende Kunden vertreiben. Mit wenigen „Klicks“ und ohne spezielle Vorkenntnisse können hochgefährliche Drogen ohne jede Alterskontrolle bestellt werden. Die jüngsten Kunden sind noch Kinder.
Um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden, haben BLKA und BKA im Jahr 2020 eine breite Allianz mit Vertretern von Polizei, Zoll, Justiz, Suchtforschung, Jugendschutz und Medienaufsicht geschmiedet. Seitdem wurden im Rahmen des von der EUKommission geförderten Projektes DrAIN (Disruption and Analysis of the Internet NpSMarket) zahlreiche Maßnahmen ergriffen.
„Die größten Webshops haben wir dadurch vom Markt gedrängt“, resümiert BLKA-Präsident Harald Pickert. Dazu wurden auch neue Wege beschritten, die Maßnahmen sind eine Mischung aus Prävention und Strafverfolgung. So wurden tausende Konsumenten zielgerichtet angesprochen und über die Gefahren ihres Handelns aufgeklärt. Um Informationen über Konsummotive, -gewohnheiten und -erfahrungen zu sammeln und Präventionsarbeit künftig noch zielgenauer auszurichten, wurden die NpS-Konsumenten zudem zur Teilnahme an einer anonymen Befragung unter
Federführung der Bayer. Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen eingeladen.
Gegen zahlreiche illegale NpS-Webshops wurden bundesweit konzertiert Maßnahmen ergriffen. Federführend bei einem Gros der Ermittlungsverfahren war die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelte Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB). „Die Ermittlungen sind vielversprechend, die skrupellosen Drahtzieher des organisierten NpS-Handels werden wir mit Nachdruck strafrechtlich verfolgen“, verspricht Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler.
Bericht: LKA Bayern