SULZBACH-ROSENBERG. Erneut gelang es dreisten Betrügern als vermeintliche Polizeibeamte, eine ältere Dame um ihr Erspartes zu bringen. Die Polizei wird nicht müde, vor den perfiden Taten der wortgewandten Straftäter zu warnen.
Die späten Abendstunden des Mittwoch, 11.12.2019, nutzten die bislang Unbekannten, um eine 85-jährige Frau über Stunden am Telefon zu manipulieren. Schließlich schenkte die Getäuschte ihren Anrufern glauben. Diese gaben vor, Polizeibeamte zu sein, man habe in der Nähe Einbrecher festgenommen und man befürchte, dass noch weitere Täter bei der Angerufenen in die Wohnung einsteigen würden.
Man bot ihr an, Zuhause aufbewahrtes Bargeld zu überprüfen, da bei einem Diebstahl die Versicherung nur solches ersetzen würde. Rund drei Stunden und mehrere Anrufe später erschien schließlich eine unbekannte, vermeintliche Polizeibeamtin in zivil, um das Geld in Augenschein zu nehmen. Nachdem ihr der niedrige fünfstellige Betrag ausgehändigt wurde, entfernte sich die Diebin, um das Geld angeblich zu überprüfen und verschwand spurlos.
Die gut organisierten Gruppen nutzen mit verschiedenen Methoden Ängste, insbesondere älterer Menschen, aus täuschen Notlagen innerhalb des Familienverhältnisses vor, oder geben sich – wie hier – als Amtspersonen aus. Ziel aller Spielarten des Vorgehens ist aber immer, sich an den meist lebensälteren Menschen zu bereichern.
Dabei konzentrieren sich die Täter in der Regel auf bestimmte Orte, rufen ein Vielzahl von Personen, insbesondere mit Einträgen älterer Vornamen in Telefonbüchern an, bis sie ein gewinnversprechendes Opfer ausfindig gemacht haben und schließlich ein bereitstehender Geldabholer aktiv wird.
Die Polizei rät
Angehörigen:
- Sprechen Sie mit lebensälteren Verwandten und klären Sie diese über die miesen Tricks der Betrüger auf.
- Hinterlassen Sie eine gute Erreichbarkeit, damit sich Ihre Eltern, Onkel und Tanten oder Bekannte bei solchen Anrufen immer bei Ihnen rückversichern können.
- Raten Sie dazu, keine größeren Bargeldsummen oder Wertgegenstände im Haus aufzubewahren, keine großen Geldbeträge bei der Bank in bar abzuholen – weisen Sie auf andere Zahlungswege bei berechtigten Forderungen hin.
Angerufenen:
- Geben Sie keine Auskünfte über Ihre Vermögensverhältnisse.
- Kennen sie den Anrufer nicht – raten Sie nicht wer dran ist – legen Sie auf.
- Rufen sie „echte“ Verwandte oder die „echte“ Polizei nur unter einer Rufnummer zurück, die sie selbst herausgesucht haben oder Ihnen bekannt ist.
- Stehen Unbekannte vor Ihrer Haustür rufen Sie Nachbarn oder Personen Ihres Vertrauens dazu.
- Händigen Sie Fremden kein Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände aus.
- Haben Sie einen derartigen Anruf erhalten, rufen Sie die 110 an!
Bundesweit gelang es aufmerksamen Bankmitarbeitern immer wieder solche Taten zu verhindern, so auch im März und Mai dieses Jahres im Landkreis Regensburg. In beiden Fällen beabsichtigten lebensältere Damen ungewöhnlich hohe Summen, teils alle Ersparnisse, abzuheben. Die Angestellten der Geldinstitute haben richtig reagiert, die Kunden mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl befragt und weitere Abklärungen veranlasst – die letztlich hohe Vermögensschäden verhindert haben.
Daher möchte die Polizei auch weitere Mitarbeiter von Geldinstituten und Banken sensibilisieren:
Wenn Kunden eine ungewöhnlich hohe Geldabhebung wünschen, die teilweise oder fast das gesamte Vermögen umfasst, sollten Sie hellhörig werden und sich folgende Fragen stellen:
- Sind solche Abhebungen für den Kunden außergewöhnlich?
- Will der Kunde rasch einen Kredit?
- Braucht der Kunde das Geld sofort?
- Hat der Kunde einen älter klingenden Vornamen?
- Ist der Verwendungszweck unklar oder gar widersprüchlich?
- Gibt es Hinweise, dass der Kunde nichts über den Zweck der Abhebung sagen darf?
- Wird der Kunde von einer jüngeren Person begleitet/beobachtet?
Bankmitarbeiter genießen gerade bei älteren Menschen besonderes Vertrauen. Sollten also einige dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, können mit dem richtigen Verhalten ältere Mitmenschen vor dieser Betrugsform geschützt werden:
- Sprechen Sie mit dem Kunden: Versuchen Sie persönlichen Kontakt herzustellen, fragen Sie nach dem Verwendungszweck des Geldes.
- Fragen Sie nach dem „Enkeltrick“ oder dem Phänomen „falscher Polizeibeamter“: Erkundigen Sie sich, ob der Senior diese Betrugsform kennt.
- Vermitteln Sie Sicherheit: Bitten Sie Ihren Kunden für das Gespräch und die Auszahlung in einen separaten Raum. Empfehlen Sie eine sichere Zahlungsform. Machen Sie deutlich, dass Barzahlungen ein Hinweis auf einen Betrug sein können.
- Bieten Sie an, von der Bank aus, bei Bezugspersonen (Nachbarn, Freunden) oder Verwandten anzurufen. Wichtig: Nie unter der vom vermeintlichen Enkel angegebenen Nummer anrufen, sondern eine dem Opfer vorher bekannte Telefonnummer wählen. Auch ein Anruf bei der nächsten Polizeidienststelle ist hilfreich.
- Bei verdächtigen Wahrnehmungen oder dem Verdacht eines möglichen Betrugs rufen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 110 an.
Bericht: PI Sulzbach-Rosenberg