Arbeitskräfte dringend gesucht
AMBERG-SULZBACH. Nicht mehr nur Fachkräfte, sondern Arbeitskräfte insgesamt sind rar im Amberg-Sulzbacher Land. Die personelle Notlage vieler Wirtschaftsbetriebe zeigt sich immer deutlicher und kann neben einzelnen Aufträgen sogar ganze Betriebe in Gefahr bringen. „Dagegen müssen wir was tun und unsere Wirtschaft weiterhin unterstützen“, betonte Landrat Richard Reisinger bei einer Firmenbesichtigung von Käfer und Hummel in Ursensollen. Das Unternehmen hatte einen „Hilferuf“ an die Politik abgesetzt, um für Unterstützung und Sensibilisierung in der Öffentlichkeit zu werben. Landrat Richard Reisinger hat den „Hilferuf“ aufgenommen und zusammen mit der Wirtschaftsförderin Angela Seidel am Landratsamt die Arbeitsinitiative „Arbeitskräfte für das Amberg Sulzbacher Land“ ins Leben gerufen.
Das betriebswirtschaftliche Wachstum als Grundlage für eine gesunde Entwicklung und finanzielle Stabilität der Betriebe könne laut Seidel lediglich mit genügend qualifizierten Arbeitskräften erreicht werden. „Der Mangel an Arbeitskräften ist nicht neu, jedoch gibt es immer ein paar Stellschrauben, an denen wir ansetzen können“, so Seidel, die sich begeistert über das neue Netzwerk, das zahlreiche Kompetenzen bündelt, zeigt.
So trafen sich kürzlich auf Einladung von Frank Käfer zur Betriebsbesichtigung und Gründung der Initiative neben Landrat Richard Reisinger und der Wirtschaftsförderin Angela Seidel folgende Netzwerkpartner: Berufliches Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg – Schulleiterin Sabine Fersch, IHK – Yvonne Schieder, Bundesagentur für Arbeit –Stefanie Neufeld, Task Force FKS+ – Kathrin Kromas, Jobbegleiter der vhs des Landkreises AS – Franz Flammersberger, Handwerkskammer – Josef Vogl, Gemeinde Ursensollen – Bürgermeister Albert Geitner. Landrat Richard Reisinger war kurzfristig wegen ankommender Ukraine-Flüchtlinge verhindert.
Das Ziel dieser Initiative ist es, ein breites Bündnis aus Vertretern von Kommunen und Behörden, Kammern, Verbänden, Unternehmern und Interessierten zu schließen, um das Thema auch weiterhin in die Fläche zu tragen und die umfangreichen Netzwerkkompetenzen adäquat zu nutzen.
„Denn einerseits ist es erfreulich, dass unsere Firmen so gefragt und mit Arbeit ausgelastet sind, das zeigt ihre Top-Qualität“, sagte Landrat Richard Reisinger. „Andererseits ist der Mangel an Arbeitskräften und Auszubildenden doch so gravierend, dass er über kurz oder lang zu einem Wohlstandsabfall in der Region führen könnte, weil Produktions- und Wachstumspotenziale nicht ausgeschöpft werden und wichtige Zukunftsinvestitionen ausbleiben.“
Bei den Kammern ist indes die Problematik des Arbeitskräftemangels längst bekannt und so führten sowohl Josef Vogl von der Handwerkskammer als auch Yvonne Schieder von der Industrie- und Handelskammer zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten auf. „Viele Stellen bleiben über die Branchen hinweg unbesetzt“ bestätigte auch Stefanie Neufeld, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Amberg. Davon kann Frank Käfer ein Lied singen. Für seinen Betrieb sucht der Geschäftsführer der Firma Käfer und Hummel in Ursensollen ständig nach Arbeitskräften. „Uns fehlen Näher, Lageristen, Kaufleute und IT-Experten. Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden“ warnte Käfer. Der Unternehmer hatte die Idee mit dem „Hilferuf“, um die Problematik erneut auf die politische und öffentliche Agenda zu bringen.
Landrat Richard Reisinger lud umgehend Vertreter aus Politik, Behörden und Verbänden zu einer Firmenbesichtigung mit „Workshop-Charakter“ in die Firmenzentrale nach Ursensollen ein, um das Werben um Arbeitskräfte auf eine landkreisweite Basis zu stellen. „Denn die Wertschöpfungsketten in unserem Landkreis funktionieren nur so gut, wie die beteiligten Betriebe ihre Aufgaben auch abarbeiten können“, so Reisinger.
Zustimmung erhielt der Landkreischef u.a. von Kathrin Kromas von der Initiative Fachkräftesicherung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw). Sie verwies auf die Studie Arbeitslandschaft 2025, die im Auftrag der vbw von der Prognos AG erstellt worden war (Veröffentlichung: 2019). Demnach werden bayernweit im Jahr 2025 bis zu 350.000 fehlende Arbeitskräfte erwartet, auf Bundesebene zeichne sich eine Arbeitskräftelücke in Höhe von 2,9 Millionen ab. „Damit generiert sich die Fach- und Arbeitskräftesicherung zu einer zentralen Herausforderung für die Unternehmen“, betonte Kromas und ermunterte dazu, Erwerbspersonenpotenziale zu aktivieren und durch gezielte Qualifizierungen Chancen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu schaffen. Im Fokus könne insbesondere eine bessere Ausschöpfung der heimischen Arbeitsmarktpotenziale von Frauen, Älteren, Langzeitarbeitslosen und Jugendlichen ohne bisherige Berufs- und Ausbildungsperspektive stehen sowie die Gewinnung ausländischer Fachkräfte.
Auch Bürgermeister Albert Geitner aus Ursensollen zeigte sich begeistert über die neue Initiative: „Ich freue mich, dass sich so viele Mitstreiter um die Unternehmen im Landkreis und in der Gemeinde Ursensollen bemühen. Ich bin mir sicher, dass hiermit ein erster Grundstein gelegt wurde“ so Geitner. Sowohl interessierte Mitwirkende als auch Unternehmen, die ebenfalls Hilfe suchen oder sich bei der Initiative engagieren wollen, können sich bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises Amberg-Sulzbach telefonisch unter 09621 39 170 oder per E-Mail an wirtschaft@amberg-sulzbach.de melden.
Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach