BAYERN. Die Kriminalitätslage in Bayern hat sich 2021 weiter erheblich verbessert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach deshalb gestern bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2021 von einer Erfolgsbilanz: „Vergangenes Jahr hatten wir die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit 44 Jahren. Gleichzeitig steigerte die Bayerische Polizei ihre Aufklärungsquote auf den höchsten Stand seit 27 Jahren.“ Herrmann: „Bayern ist und bleibt in Deutschland im Bereich der Inneren Sicherheit Spitzenreiter!“
Der Innenminister machte deutlich, dass 2021 die Corona-Pandemie enorme Auswirkungen auf die Kriminalität hatte. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen fielen viele Tatgelegenheiten weg. Beispielsweise waren zeitweise viele Geschäfte geschlossen und es wurde vermehrt zuhause gearbeitet. Infolgedessen wurden der Polizei weniger Ladendiebstähle und weniger Wohnungseinbrüche gemeldet. „Mit dem Wegfall der Einschränkungen wird auch der ‚Corona-Effekt‘ auf die Kriminalität wegfallen“, erklärte Herrmann. „Das wird sich dann 2022 möglicherweise mit steigenden Deliktszahlen bemerkbar machen.“
Eckpunkte der PKS 2021:
Die um rein ausländerrechtliche Delikte wie illegale Einreise oder illegaler Aufenthalt bereinigte Kriminalitätsbelastung ging 2021 um 9,8 Prozent auf 3.869 Straftaten pro 100.000 Einwohner zurück (2020: 4.291). Die Zahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte sank um 9,7 Prozent auf 508.387 (2020: 563.187). Miteingerechnet sind auch die Fälle, die im Versuch stecken geblieben sind (33.233, Anteil: 6,5 Prozent). Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 66,9 Prozent (+0,5 Prozentpunkte). Herrmann dankte der Bayerischen Polizei für die professionelle und hochengagierte Arbeit, gerade auch angesichts der hohen Zusatzbelastungen bei der Überwachung der Coronabeschränkungen und der vielen anspruchsvollen Einsatzlagen im vergangenen Jahr. „Unsere Polizistinnen und Polizisten sind der Garant dafür, dass wir in Bayern so sicher leben können.“
Der Innenminister konnte in vielen Kriminalitätsbereichen von zum Teil deutlichen Fallzahlenrückgängen berichten. Beispielsweise hat sich 2021 die Zahl der Wohnungseinbrüche in Bayern nahezu halbiert (-44,5 Prozent auf 2.322 Fälle). Die Zahl der Raubüberfälle nahm um 15,3 Prozent auf 1.819 Delikte ab. Es gab auch deutlich weniger Gewaltkriminalität (16.882 Fälle, -13,5 Prozent). Dazu zählen unter anderem Tötungsdelikte (516 Fälle, ‑13,1 Prozent) sowie gefährliche und schwere Körperverletzungen (13.439, -13,3 Prozent).
Den größten Anstieg gab es nach Herrmanns Worten bei der Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (13.664 Fälle, +22,0 Prozent). „Besonders erschütternd ist die enorme Steigerung im Bereich der Kinderpornografie auf 5.070 Fälle, ein Plus von knapp 84 Prozent“, erklärte der Innenminister. „Wir verstärken daher den Kampf gegen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch“, kündigte Herrmann an. „Unsere hochengagierten Fahnder setzen alles daran, die skrupellosen Täter hinter Gitter zu bringen.“ Problematisch sei aber die faktisch ausgesetzte Verkehrsdatenspeicherung. „Die Ermittlungen gegen Kinderpornografie scheitern häufig, weil Provider keine Verbindungsdaten speichern“, so Herrmann. „Die vom Bundesjustizminister geplante Einführung eines sogenannten ‚Quick-Freeze-Verfahrens‘ hilft hier nicht weiter: Daten, die nicht gespeichert sind, können auch nicht ‚eingefroren‘ werden.“
Ebenfalls Sorgen bereitet dem Innenminister die zunehmende Internetkriminalität. Herrmann verwies auf 39.469 registrierte Fälle, ein Plus von 10,7 Prozent im Vergleich zu 2020. „Polizeiexperten gehen aber von einem großen Dunkelfeld aus, da viele Internetstraftaten nicht angezeigt werden.“ Herrmanns Appell daher: „Bitte zeigen Sie Straftaten im Internet unbedingt umgehend an. Nur so kann die Polizei die Täter sowie deren Hintermänner schnell aus dem Verkehr ziehen und damit andere vor weiteren Straftaten schützen!“
Bericht: Bayerisches Innenministerium