KÜMMERSBRUCK. Viele Besucher des Kümmersbrucker Friedhofes fragen sich, an was das ungewöhnliche Denkmal direkt am Weg zum Leichenschauhaus erinnern soll. Die Antwort ist ganz einfach: Es erinnert an ein Kriegsgefangenenlager aus dem Ersten Weltkrieg, das sich direkt an der Bahnlinie hinter der Leopoldkaserne damals noch auf Gärmersdorfer Areal befand. Neben französischen Soldaten waren dort anfangs auch über 800 französische Zivilisten untergebracht. Später auch russische Kriegsgefangene.
Das Denkmal wurde ab 1915 von den französischen Kriegsgefangenen in Eigenregie geplant und errichtet. Zugleich wurde von ihnen der Friedhof in mühevoller Handarbeit erweitert. Aus weißem Sandstein schufen sie eine sogenannte Knickpyramide mit oben gebrochenem Neigungswinkel. Durch diese Form ist das Franzosendenkmal etwas Besonderes.
Darauf zu sehen ist unter anderem ein Relief mit der Darstellung der Lagerbaracken. An der Westseite stehen 60 Namen von französischen Zivilinternierten, Männer, Frauen und Kindern, die auf dem Friedhof begraben sind. Auf der Nordseite die Namen von 36 verstorbenen französischen und italienischen Kriegsgefangenen. Auf der Südseite die Namen der auf dem Friedhof begrabenen Russen in russischer Schrift.
Natürlich hat der „Zahn der Zeit“ auch an diesem besonderen Denkmal genagt, besonders an der wetterexponierten Westseite. Der Kümmersbrucker Gemeinderat hat deshalb beschlossen, die Pyramide zunächst fachmännisch reinigen zu lassen. Anschließend begann der erfahrene Steinmetz Jürgen Knorr (Fa. Klein) mit der Nachbearbeitung der Buchstaben mit Hammer und Meißel. Von der hervorragenden Sanierungsarbeit überzeugten sich der gemeindliche Bautechniker Michael Pollok und der Historiker Günther Rambach, der die Geschichte des Franzosendenkmals anlässlich einer Sonderausstellung in Schloss Theuern 2017 wissenschaftlich aufbereitet hatte.
Nach der Restaurierung wird der empfindliche Sandstein imprägniert. Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf etwa 6000 Euro.
Bericht: Gemeinde Kümmersbruck