BAYERN. 13,3 Prozent weniger Verwarnungen und Bußgeldbescheide im Verkehrsbereich weist die am Dienstag veröffentlichte Jahresstatistik des Bayerischen Polizeiverwaltungsamts (PVA) für 2020 aus (2019: 2.708.113; 2020: 2.348.225). Bayerns Innenminister Joachim Herrmann führt den Rückgang insbesondere auf das coronabedingt geringere Verkehrsaufkommen zurück, beispielsweise aufgrund von vermehrtem Homeoffice. „Von einem grundlegenden Einstellungswandel, sich mehr an Verkehrsregeln zu halten, können wir leider nicht ausgehen“, kritisierte Herrmann. Der Innenminister kündigte an, dass die Bayerische Polizei in den kommenden Monaten verstärkt mit hochmodernem Kontrollgerät die Einhaltung der Verkehrsregeln überwachen wird. Das sei eine wichtige Schwerpunktmaßnahme des neuen Verkehrssicherheitsprogramms 2030 ‚Bayern mobil‑– sicher ans Ziel‘, das darüber hinaus auch auf mehr ‚gebaute‘ Sicherheit auf Landstraßen und spezielle Unfallpräventionsprojekte setzt.
Besonders gefährlich sind nach Herrmanns Worten die Raser und Drängler. Das PVA musste 2020 1.006.556 Geschwindigkeitsverstöße (2019: 1.110.945) und 74.382 Verstöße gegen den erforderlichen Sicherheitsabstand (2019: 100.856) verzeichnen. Herrmann: „Zu schnelles Fahren und zu wenig Sicherheitsabstand sorgen für unnötige Unfallgefahren und führen viel zu oft auch zu schweren Unfällen.“ „Bei schwerwiegenden Verkehrsverstößen und auch wenn Geldbußen nicht zur Einsicht führen, sind Fahrverbote unerlässlich“, betonte Herrmann vor dem Hintergrund der 71.767 erteilten Fahrverbote im vergangenen Jahr (2019: 72.406). Gut 53 Prozent der Fahrverbote entfielen auf Geschwindigkeitsverstöße, fast 23 Prozent auf Alkohol- und Drogendelikte sowie knapp 15 Prozent auf Abstandsunterschreitungen.
Fassungslos zeigte sich der Innenminister über das unverantwortliche Verhalten des letztjährigen ‚Negativ‑Spitzenreiters‘ bei Geschwindigkeitsverstößen: Ein 43-Jähriger war auf einer Bundesstraße bei Kempten statt der erlaubten 100 mit 223 Stundenkilometer unterwegs, als er in die Geschwindigkeitskontrolle geriet. „Das dreimonatige Fahrverbot und die saftige Geldbuße sind hoffentlich ein Denkanstoß, künftig das eigene Leben und das der anderen Verkehrsteilnehmer nicht mehr aufs Spiel zu setzen“, so der Innenminister.
Bericht: Bayerisches Innenministerium