Mehrheit bescheinigt Bund und Ländern schlechtes Corona-Management
Nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, der Maskenaffäre und dem Hin und Her beim Shutdown über Ostern verliert die Union in der Politbarometer-Projektion stark an Zustimmung. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen CDU/CSU nur noch auf 28 Prozent, das ist ein Rekord-Rückgang um sieben Punkte auf ihr Vor-Corona-Niveau. Die SPD könnte mit 15 Prozent (minus 1) rechnen, die AfD mit 12 Prozent (plus 2) und die FDP mit 9 Prozent (plus 2), die Linke bliebe bei 7 Prozent. Deutlich verbessern könnten sich die Grünen mit 23 Prozent (plus 4), die anderen Parteien zusammen lägen unverändert bei 6 Prozent. Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen eine Mehrheit, eine Koalition aus CDU/CSU und SPD aber nicht mehr. Knapp nicht reichen würde es für ein Bündnis aus Grünen, SPD und FDP, und Grün-Rot-Rot wäre ebenfalls nicht mehrheitsfähig.
Schlechtes Zeugnis für Corona-Management von Bund und Ländern
Zeigte sich Ende Februar noch eine Mehrheit mit dem Krisenmanagement von Bund und Ländern zufrieden, so steht jetzt die Kritik im Vordergrund: 55 Prozent (Februar: 43 Prozent) der Befragten bescheinigen den Akteuren schlechte Arbeit in der Coronakrise. 38 Prozent (Februar: 52 Prozent) äußern sich positiv (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Das trifft Bundesregierung und Bundesländer gleichermaßen. Die Arbeit der Bundesregierung beurteilen 56 Prozent negativ (gut: 41 Prozent), die Arbeit der Länder 51 Prozent (gut: 41 Prozent).
Besonders vehement fällt die Kritik in Sachen Impfung aus. Nach 58 Prozent Anfang Januar und 72 Prozent Ende Januar sind jetzt 92 Prozent der Meinung, dass das Impfen gegen Corona bei uns eher schlecht läuft (gut: 6 Prozent). 71 Prozent bezweifeln, dass bis Ende des Sommers alle, die das möchten, eine Impfung erhalten werden. Nur gut ein Viertel (26 Prozent) meint, das wird gelingen.
Zustimmung zu geltenden Corona-Maßnahmen sinkt
Nur noch 31 Prozent, und damit deutlich weniger als noch im Februar (55 Prozent), halten die geltenden Corona-Regelungen für gerade richtig. 26 Prozent (Februar: 23 Prozent) finden, dass diese übertrieben sind, und mit 36 Prozent (Februar: 18 Prozent) ist der Anteil derer, die sich für strengere Maßnahmen aussprechen, stark angestiegen. Die Anfang der Woche beschlossene Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis 18. April stößt entsprechend auf mehrheitliche Zustimmung (68 Prozent), knapp ein Drittel (30 Prozent) ist dagegen. Ebenfalls wird von den meisten (63 Prozent) befürwortet, dass bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 verschärfte Corona-Maßnahmen überall streng umgesetzt werden. 35 Prozent sehen das nicht so, darunter 73 Prozent der AfD-Anhänger. Beim Thema Schulen und steigende Corona-Infektionszahlen sind nur 26 Prozent dafür, diese zu schließen. 70 Prozent sind der Meinung, die Schulen sollen auch dann geöffnet bleiben, vorausgesetzt Schüler und Lehrer werden zweimal pro Woche getestet.
Positive Resonanz auf Rücknahme des Oster-Shutdowns
Am Mittwoch hat die Bundeskanzlerin die in der Nacht zum Dienstag beschlossene erweiterte Ruhezeit über Ostern wieder zurückgenommen. 41 Prozent meinen, dass ein solcher Shutdown richtig gewesen wäre, eine Mehrheit von 54 Prozent aber nicht. Angela Merkel hat dies als ihren Fehler bezeichnet und sich dafür entschuldigt. 28 Prozent glauben, dass sie dadurch jetzt politisch gestärkt und 27 Prozent, dass sie geschwächt ist. Für 41 Prozent hat das keine große Auswirkung. 84 Prozent gehen davon aus, dass Angela Merkel bis zur Bundestagswahl im September Kanzlerin bleiben wird (nein: 12 Prozent).
Söder bei Kanzlereignung vorn
Lediglich Markus Söder wird mehrheitlich (56 Prozent) zugetraut, das Zeug zum Kanzler zu haben (nein: 36 Prozent). Olaf Scholz halten 39 Prozent für kanzlertauglich (nein: 51 Prozent), Robert Habeck 28 Prozent (nein: 55 Prozent), Annalena Baerbock 25 Prozent (nein: 57 Prozent) und Armin Laschet nur 23 Prozent (nein: 65 Prozent). Während Söder, Scholz, Habeck und Baerbock in den jeweils eigenen Parteianhängergruppen mehrheitlich als geeignet für das Kanzleramt gelten, trauen das dem CDU-Vorsitzenden Laschet nur 28 Prozent der CDU/CSU-Anhänger zu.
Top Ten: Deutlicher Imageverlust für alle Regierungspolitiker
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) geht es vor allem für Spahn, Altmaier und Laschet bergab. Weiterhin auf Platz eins liegt Angela Merkel, mit einem Durchschnittswert von 1,7 (Feb.: 2,1) auf der Skala von +5 bis -5 verschlechtert sie sich deutlich. Es folgen Markus Söder, der gegen den Trend mit 1,2 (Feb.: 1,2) unverändert bewertet wird, danach Olaf Scholz mit 0,8 (Feb.: 1,1), Robert Habeck mit 0,8 (Feb.: 0,9), Annalena Baerbock mit 0,7 (Feb.: 0,7) und Heiko Maas mit 0,6 (Feb.: 0,9). Armin Laschet kommt nur noch auf 0,1 (Feb.: 0,7), und in den Negativbereich fallen Peter Altmaier mit minus 0,2 (Feb.: 0,5) und Jens Spahn mit minus 0,2 (Feb.: 0,8). Schlusslicht bleibt Friedrich Merz, auch er klar verschlechtert mit minus 0,8 (Feb.: minus 0,3).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 23. bis 25. März 2021 bei 1.030 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Zudem wurden für aktuelle Fragen nach dem zurückgezogenen Oster-Shutdown in einem Politbarometer-Extra am 24. und 25. März 2021 1.017 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte befragt. Dabei wurden jeweils Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragungen sind repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 27 Prozent, SPD: 16 Prozent, AfD: 8 Prozent, FDP: 10 Prozent, Linke: 5 Prozent, Grüne: 28 Prozent.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.
Bericht: ZDF