Corona: Mehrheit für stärkere Kontrollen und bundesweit einheitliche Regeln / SPD legt zu – Scholz guter Kandidat für SPD
Vor dem Hintergrund steigender Corona-Fallzahlen stehen die staatlichen Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Virus im Fokus. Generell halten 60 Prozent die geltenden Schutzmaßnahmen für gerade richtig, für 28 Prozent müssten diese härter ausfallen, und 10 Prozent finden sie übertrieben (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).
Gut drei Viertel der Befragten (77 Prozent) sprechen sich für eine stärkere Kontrolle bei der Einhaltung der Corona-Maßnahmen aus, darunter Mehrheiten in allen Parteianhänger-gruppen, mit Ausnahme der AfD-Anhänger (dafür: 48 Prozent).
Bundesländer, Kreise und Städte können eigene Regelungen bei den Corona-Maßnahmen treffen. Solche regional unterschiedlichen Vorgaben finden 37 Prozent gut. 61 Prozent sind jedoch dafür, dass alles bundesweit einheitlich festgelegt wird. Diese Einschätzung teilen die Anhänger aller Parteien mehrheitlich und auch die meisten Befragten in West (63 Prozent) und Ost (56 Prozent).
Zudem wird über eine stärkere Begrenzung der Teilnehmerzahlen bei Zusammenkünften und eine Ausweitung der Maskenpflicht gesprochen. Ersteres stößt auf klare Zustimmung, letzteres wird kritischer gesehen: Eine Reduzierung der Obergrenzen bei öffentlichen Veranstaltungen begrüßen 79 Prozent (dagegen: 18 Prozent) und der maximalen Gästezahl bei privaten Feiern 70 Prozent (dagegen: 27 Prozent). Das verpflichtende Tragen einer Maske am Arbeitsplatz unterstützen 42 Prozent, 48 Prozent lehnen das ab. Und für eine generelle Maskenpflicht für Schüler auch im Unterricht sind nur 37 Prozent, 58 Prozent meinen, das solle es nicht geben.
Kanzlerkandidat Scholz: Gut für SPD
Die SPD geht mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten in die nächste Bundestagswahl. 58 Prozent der Befragten meinen, das ist ein Pluspunkt für die Partei, 25 Prozent sehen das eher negativ. Neben 82 Prozent der eigenen Anhänger finden auch die meisten Anhänger von CDU/CSU (68 Prozent), Grünen (56 Prozent), FDP (53 Prozent), Linke (50 Prozent) und AfD (50 Prozent), dass die Nominierung von Scholz gut ist für die SPD.
Projektion Bundestagswahl: Zugewinn für SPD
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, könnte sich die SPD zum ersten Mal seit vier Monaten wieder verbessern und käme auf 16 Prozent (plus 2). Die Union bliebe bei 38 Prozent, die AfD läge erneut bei 9 Prozent, die FDP bei 5 Prozent und die Linke bei 8 Prozent, alle unverändert. Verluste hätten dagegen die Grünen, sie müssten zwei Punkte abgeben und erhielten jetzt 19 Prozent. Die anderen Parteien zusammen könnten weiterhin mit 5 Prozent rechnen. Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine Koalition aus CDU/CSU und SPD.
Schwarz-Grün beliebtestes Koalitionsmodell
Den größten Zuspruch bei der Bewertung verschiedener Koalitionsvarianten erhält ein Bündnis aus CDU/CSU und Grünen. 48 Prozent der Befragten fänden es gut, wenn es nach der nächsten Bundestagswahl dazu käme, 34 Prozent fänden das schlecht und 15 Prozent wäre es egal. Eine erneute Koalition aus CDU/CSU und SPD würden 35 Prozent befürworten und 42 Prozent ablehnen (egal: 20 Prozent). Noch weniger Unterstützung erhielten mit 32 Prozent eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP (dagegen: 46 Prozent; egal: 19 Prozent) und mit 31 Prozent ein Dreierbündnis aus SPD, Grünen und Linken, das mit 52 Prozent zudem die größte Ablehnung erfährt (egal: 15 Prozent).
Top Ten: Die meisten mit Verlusten
Bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) erhalten die meisten jetzt eine etwas schlechtere Note als vor vier Wochen. Auf Platz eins liegt mit deutlichem Abstand weiterhin Angela Merkel, sie erhält auf der Skala von +5 bis -5 einen Durchschnittswert von 2,5 (Juli II: 2,6). Es folgen Markus Söder mit 1,6 (Juli II: 1,9) und Olaf Scholz mit unveränderten 1,6 (Juli II: 1,6). Im Mittelfeld, und mit jeweils ganz ähnlichen Bewertungen, liegen Jens Spahn mit 1,3 (Juli II: 1,3), Hubertus Heil mit 1,3 (Juli II: 1,4), Robert Habeck mit 1,2 (Juli II: 1,3) und Peter Altmaier mit 1,0 (Juli II: 1,1). Die letzten drei Plätze besetzen Armin Laschet mit 0,5 (Juli II: 0,3), er kann sich als einziger im Vergleich zum Vormonat verbessern, Horst Seehofer mit 0,2 (Juli II: 0,5) und Annegret Kramp-Karrenbauer mit minus 0,2 (Juli II: minus 0,1).
Belarus: Die Hälfte erwartet von der EU wichtigen Beitrag zur Lösung des Konflikts
54 Prozent der Befragten sind der Meinung, die EU sollte sich für die Lösung des Konflikts in Belarus einsetzen (sollte sich zurückhalten: 39 Prozent). Und fast ebenso viele (50 Prozent) trauen es der Staatengemeinschaft auch zu, hierfür einen wichtigen Beitrag zu leisten. 40 Prozent bezweifeln das.
US-Präsidentschaftswahl: Deutsche für Biden
Die Befragten haben hier eine klare Präferenz: 86 Prozent wünschen sich Joe Biden als nächsten US-Präsidenten, für Donald Trump votieren nur 6 Prozent. Nicht ganz so klar sind die Erwartungen, wer am 3. November Wahlsieger sein wird: Auf Biden setzen 54 Prozent, dass Trump im Amt bestätigt wird, glauben 33 Prozent.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 25. bis zum 27. August 2020 bei 1.303 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 40 Prozent, SPD: 17 Prozent, AfD: 5 Prozent, FDP: 4 Prozent, Linke: 9 Prozent, Grüne: 21 Prozent.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.
Bericht: ZDF / Forschungsgruppe Wahlen