Drei Viertel rechnen mit zweiter Corona-Welle / Nächtliche Randale: Mehrheit für Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen
In Deutschland sind die Infektionszahlen zuletzt wieder angestiegen. Gut drei Viertel der Befragten (77 Prozent) befürchten, dass es in der nächsten Zeit bei uns zu einer zweiten Corona-Welle, also zu deutlich erhöhten Infektionszahlen mit dem Coronavirus, kommt. Nur 20 Prozent gehen nicht davon aus (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Vor diesem Hintergrund überwiegt mit 51 Prozent (Juni I: 33 Prozent) erstmals die Einschätzung, dass die Menschen sich in der Corona-Krise eher unvernünftig verhalten. 45 Prozent (Juni I: 64 Prozent) gehen von einem eher vernünftigen Umgang mit der Krise aus, darunter mehrheitlich nur die Anhänger von AfD (70 Prozent) und FDP (52 Prozent).
Auch die Gefahr für die eigene Gesundheit wird jetzt höher eingeschätzt als noch vor drei Wochen. Aktuell halten 50 Prozent (Juli I: 40 Prozent) ihre Gesundheit durch das Coronavirus für gefährdet, besonders groß ist die Sorge bei den ab 70-jährigen Befragten (62 Prozent). Insgesamt 49 Prozent sehen für sich keine Bedrohung (Juli I: 60 Prozent).
Rückkehrer aus Risikogebieten: Fast alle für verpflichtende Corona-Tests
94 Prozent der Befragten und ganz klare Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen finden es gut, dass Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, künftig verpflichtend einen Corona-Test machen sollen. Nur 6 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Corona-Maßnahmen: Für die meisten keine starke Einschränkung
Für 71 Prozent bedeuten die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen keine starken Einschränkungen für ihr persönliches Leben. Nur 29 Prozent fühlen sich persönlich stark eingeschränkt, vor allem die Anhänger der AfD (59 Prozent) sehen das so.
Regulärer Schulbetrieb nach den Ferien: Skepsis überwiegt
Nach den Sommerferien sollen alle Schulen wieder regulär öffnen. Mit 54 Prozent bezweifeln jedoch die meisten, dass das funktionieren wird. 43 Prozent haben positive Erwartungen. Diese Einschätzung findet sich quer durch alle Altersgruppen und wird auch von Befragten mit Kindern unter 18 Jahren geteilt.
Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen
Nach nächtlichen Randalen und Gewalt gegen Polizisten in Stuttgart und Frankfurt ist ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen im Gespräch. 66 Prozent finden das gut – darunter ab 60-jährige Befragte (82 Prozent) wesentlich häufiger als unter 35-Jährige (45 Prozent). Insgesamt 32 Prozent sprechen sich gegen ein solches Alkoholverbot aus.
Projektion Bundestagswahl: Leichte Verluste für Regierungsparteien
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, hätten Union und SPD geringe Einbußen im Vergleich zur Umfrage vor drei Wochen: Die Union käme auf 38 Prozent (minus 1) und die SPD auf 14 Prozent (minus 1). Die AfD erreichte 9 Prozent und die FDP 5 Prozent, beide unverändert. Die Linke könnte sich auf 8 Prozent (plus 1) und die Grünen auf 21 Prozent (plus 1) verbessern. Die anderen Parteien zusammen lägen bei 5 Prozent (unverändert). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine Koalition aus CDU/CSU und SPD.
Top Ten: Die meisten mit etwas schlechterer Bewertung
Die Liste der zehn wichtigsten Politiker und Politikerinnen wurde von den Befragten zuletzt neu bestimmt, wieder dabei ist Annegret Kramp-Karrenbauer, nicht mehr dazu zählt Christian Lindner. Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiter auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,6 (Juli I: 2,7). Es folgen Markus Söder mit 1,9 (Juli I: 2,0) und Olaf Scholz, der mit 1,6 (Juli I: 2,0) klar verliert. Danach Hubertus Heil mit 1,4 (Juli I:1,4), Jens Spahn mit 1,3 (Juli I: 1,5), Robert Habeck ebenfalls mit 1,3 (Juli I: 1,2) und Peter Altmaier mit 1,1 (Juli I: 1,3). Die letzten drei Plätze besetzen Horst Seehofer mit 0,5 (Juli I: 0,8), Armin Laschet mit 0,3 (Juli I: 0,5) und Annegret Kramp-Karrenbauer mit minus 0,1.
Für zwei Drittel geht Corona-Hilfspaket der EU in die richtige Richtung
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich nach langem Ringen auf ein Corona-Hilfspaket geeinigt, das aus Krediten und Finanzhilfen besteht. Für 66 Prozent der Befragten schlägt die EU damit die richtige Richtung ein. 23 Prozent sind gegenteiliger Meinung, darunter mehrheitlich nur die AfD-Anhänger (65 Prozent).
Zur Finanzierung ihrer Ausgaben will die EU erstmals auch Schulden aufnehmen. Das befürworten insgesamt 62 Prozent und auch die meisten Anhänger von CDU/CSU, SPD, FDP, Linke und Grünen. Nicht richtig finden das insgesamt 32 Prozent, darunter 72 Prozent der AfD-Anhänger.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 28. bis zum 30. Juli 2020 bei 1.249 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 39 Prozent, SPD: 15 Prozent, AfD: 4 Prozent, FDP: 4 Prozent, Linke: 9 Prozent, Grüne: 26 Prozent. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.
Bericht: ZDF / Forschungsgruppe Wahlen