PARSBERG. Am Montag, 27.07.2020, 22.00 Uhr, wurde ein ungarischer Pkw-Fahrer auf der BAB A3, Richtung Nürnberg, an der Raststätte Jura-Ost, von einem sich als „Schleierfahnder“ bezeichnenden Mann einer Kontrolle unterzogen.
Der in zivil auftretende Polizist führte neben einem Ausweis auch eine Pistole bei sich. Der Pkw-Fahrer aus Ungarn ging zunächst davon aus, dass es sich wirklich um einen echten Polizeibeamten handelte und zahlte das geforderte Bußgeld von 70 Euro wegen eines Reifenverstoßes. Er erhielt dafür sogar eine Quittung ausgestellt.
Nach Zweifeln meldete er sich in der Raststätte um dieses Vorgehen prüfen zu lassen. Angestellte der Raststätte verständigten daraufhin die Autobahnpolizeistation Parsberg. Die eintreffenden Beamten stellten die Fälschungen fest und leiteten sofort eine Fahndung ein. Diese verlief zunächst negativ.
In Laufe der weiteren Ermittlungen wurden Videoaufzeichnungen ausgewertet die zu Hinweisen auf das Tatfahrzeug führten. Der silberne Kombi, den der falsche Polizist zur Tatzeit nutzte, war auf eine Verleihfirma zugelassen. Über den Verleiher kam man auf die Personalien des Vertragsnehmers. Weitere Recherchen mit der Täterbeschreibung des Geschädigten und Lichtbildvergleiche bestätigten den Verdacht, dass es sich beim Mieter des Pkw auch um den Täter handelte.
Die zielgerichteten Fahndungsmaßnahmen führten dann am 29.07.20 zur Festnahme des Täters. Bei der Überprüfung einer ehemaligen Arbeitsstelle durch eine Streife der Autobahnpolizei Parsberg konnte der 30jährige Deutsche dort angetroffen und widerstandslos festgenommen werden. Bei der Durchsuchung seiner Person und des Tatfahrzeugs fanden die Beamten den gefälschten Polizeiausweis, eine PTB-Waffe im Handschuhfach, Blaulicht und Frontblitzlichter sowie eine Tasche mit seinen fiktiven Formblättern. Bei der anschließenden Wohnungsnachschau fanden sich weiterhin Quittungsblöcke, die er bei seinen Taten verwendete sowie eine Vielzahl gefälschter Urkunden wie Zeugnisse, Diplome, Meisterbriefe etc.
Ein weiterer Fall aus dem Januar 2020 konnte ihm bereits zugeschrieben werden. Es ist aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher sein dürfte, da es sich bei den Geschädigten nach Kenntnisstand ausschließlich um ausländische Fahrzeugführer gehandelt haben dürfte. Wo und wie die gefälschten Urkunden zum Einsatz kamen bedarf noch weiterer Ermittlungen.
Nach Stellung eines Haftantrages durch die StA Nürnberg/Fürth erging gegen den Beschuldigten am 30.07.20 der richterliche Beschluss zur Untersuchungshaft, die er sofort danach antrat.
Bericht: APS Parsberg