THEUERN. Was haben Sand und Gold gemeinsam? Beides sind natürlich vorkommende Rohstoffe, die endlich sind und in der Industrie Verwendung finden. Dass Sand mindestens so wertvoll ist wie Gold, ist lediglich eine Frage der Perspektive. Aus Sicht vieler Tiere und Pflanzen ist Gold verzichtbar, während Sand als Lebensraum von allergrößtem Wert ist. Auf die Vielseitigkeit dieses Sediments weist jetzt die Ausstellung „Wunderwelt Sand“ des BUND Naturschutz in Bayern e. V. hin, die vergangenen Sonntag im Kultur-Schloss Theuern eröffnet worden ist.
Bei der Eröffnung freute sich Landrat Richard Reisinger, endlich wieder Besucher „analog“ im Kultur-Schloss begrüßen zu dürfen. „Die Corona-bedingte Durststrecke des Kultur-Schlosses Theuern ist nun endlich vorbei“, so Reisinger. Festredner Tom Konopka, Regionalreferent für Mittelfranken beim BUND Naturschutz in Bayern e. V., zeigte in seinem Vortrag die essentielle Bedeutung des Sandes für Pflanzen und Tiere auf und brachte seine Begeisterung für das Thema zum Ausdruck: „Mich hat der Sand gepackt“. Museumsleiter Dr. Martin Schreiner machte in seiner Einführung die Gäste neugierig auf die vielen Facetten eines meist verkannten Naturstoffes und lud dazu ein, sich von der „Wunderwelt Sand“ überraschen zu lassen.
Und das tat die Präsentation dann auch. Denn wem ist schon bewusst, dass es ohne Sand kein Smartphone gäbe, keine Solarzelle, kein Glas, keinen Beton oder Zahnpasta. So benötigt beispielsweise die Industrie das im Quarzsand enthaltene Silizium, um High-Tech-Produkte herzustellen. Die jüngste Präsentation „Wunderwelt Sand“ im Kultur-Schloss eröffnet den Blick auf einen Rohstoff, der angesichts dieser elementaren Bedeutung für die Menschheit – manche behaupten sogar, dass Sand nach Wasser der zweitwichtigste überhaupt sei – ein Schattendasein führt. „Sand ist nicht nur ein äußerst vielfältiger Stoff mit tausenden höchst interessanten Facetten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes gemahlene Macht, wie es einst Joachim Ringelnatz sehr treffend auf den Punkt gebracht hat“, schwärmt Museumsleiter Dr. Martin Schreiner.
Dabei ist Sand nicht gleich Sand. Der Monte Kaolino in Hirschau beispielsweise wartet mit tausenden von Tonnen Quarzsand auf – einem Nebenprodukt der Kaolingewinnung. Sand ist gemäß Definition ein unverfestigtes Sediment mit einer Korngröße zwischen 0,063 und 2 Millimeter. Alles was noch kleiner ist, wird als Schluff und Ton bezeichnet; was größer ist, nennt man Kies. Ähnlich wie Gold und Erdöl ist auch der Rohstoff Sand endlich. Die auf der Erde vorhandenen, für Bauwesen und Industrie brauchbaren Sande werden irgendwann zur Neige gehen und stehen eben nicht wie „Sand am Meer“ für alle Zeiten unbegrenzt zur Verfügung.
Sand ist aber noch viel mehr als nur ein industriell begehrter Rohstoff. Er bildet den Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Diese grundlegende Ambivalenz des Themas „Sand“ ist die Basis der Präsentation und zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung. So widmet sich der zweite Ausstellungsbereich der sandliebenden Flora und Fauna. Der Ziegenmelker etwa, ein drosselartiger Vogel der Familie der Nachtschwalben, der in Bayern auf der Roten Liste steht, baut seine Brutstätten vorzugsweise in Kiefernwäldern, die auf trockenen und sandigen Böden wachsen. Die Sandgrasnelke gedeiht nur auf Sandböden. Für diese Kreaturen ist Sand überlebenswichtig und zweifelsohne wertvoller als Gold.
Bei der Ausstellungseröffnung vergangenen Sonntag ließen sich 30 Besucher – die Teilnehmerzahl musste aufgrund der aktuellen Hygieneschutzbestimmungen auf 30 Personen begrenzt werden – in die faszinierende „Wunderwelt Sand“ einführen. Knapp 100 Exponate, 11 Informationstafeln und 7 interaktive Elemente laden zum Staunen und Betrachten ein. Die Präsentation ist noch bis zum 13. Dezember 2020 im Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern im Kultur-Schloss Theuern zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr.
Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach