WEIDEN. Logistiker wissen: Der Weg ist das Ziel. Der kürzeste, effizienteste, beste. Projektingenieurin Annika Dausend findet diesen Weg – mit einer Datenbrille, SAP-Software und großem Engagement. Von einer Frau, die weiß, wo’s langgeht, und ihr Wissen jetzt mit den Studierenden der OTH Amberg-Weiden teilt.
Ein Mädchen-und Technik-Praktikum an der FAU Erlangen gab in der 10. Klasse die Richtung vor: Annika Dausend entdeckte ihr Interesse an IT und Technik und schrieb sich nach dem Abitur für den Studiengang Medizintechnik an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen der OTH Amberg-Weiden ein. Drei Jahre und einen Bachelor später packte sie an der Hochschule Reutlingen einen Master obendrauf. Ihr Studienfach: Human-Centered Computing. Ein vielversprechender Job lockte die 24-Jährige zurück in die Oberpfalz. Seit Juli arbeitet sie als Projektingenieurin in der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen.
Ihre Aufgabe: Digitalisierung von Logistik und Produktion in Lehre und Forschung stärken. Ihre Stelle und dazugehörige Sachmittel finanziert die IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH in Falkenberg vorerst fünf Jahre lang mit einem mittleren sechsstelligen Betrag.
Lehre: Smarte Logistik mit der Datenbrille
Zurzeit arbeitet Annika Dausend an einem Zertifizierungskurs für Studierende mit Logistik-Affinität, unter anderem für die Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und Internationales Technologiemanagement. Sie beschäftigt sich dafür mit Lagerlogistik-Prozessen, ganz konkret mit dem Ein- und Auslagern von Waren mit modernsten Datenbrillen. Diese Brillen führen KommissioniererInnen wegeoptimiert zum richtigen Regal und Behälter. Sie teilen ihnen außerdem mit, welche und wie viele Artikel sie entnehmen müssen, während im Hintergrund das System die Waren ausbucht. KommissioniererInnen haben für den Entnahmevorgang die Hände frei und brauchen weder Papier noch Datenterminal. Die verschiedenen logistischen Prozesse laufen in der marktführenden Lagerverwaltungssoftware SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) zusammen. Die Software ist standardisiert, sie kann jedoch wie ein Maßanzug auf die individuellen Anforderungen des Anwenders zugeschnitten werden. Die Aufgabe von Annika Dausend ist es, Datenbrille, SAP EWM und die Bedingungen vor Ort zusammenzubringen.
Das ist auch das Thema ihrer Vorlesung im Sommersemester: „Ich möchte den Studierenden einen praxisnahen Kurs bieten“, sagt Annika Dausend. „Sie dürfen selbst mit der Datenbrille arbeiten und lernen am konkreten Beispiel, wie Digitalisierung mit der marktführenden Standard-Software umgesetzt wird.“ Prof. Dr.-Ing. Günter Kummetsteiner, der den neuen Kurs mitkonzipiert, ist überzeugt: „Mit Annika Dausend können wir die praxisgerechte Qualifikationen unserer Studierenden weiter ausbauen. In ihrer Vorlesung arbeiten sie mit innovativer Technik, ziehen eigene Schlüsse, optimieren Produkte und Prozesse. Das alles mit hoher Relevanz für die Praxis. So sieht eine spannende, abwechslungsreiche Lehre aus.“
Forschung: Künstliche Intelligenz für den „Griff in die Kiste“
Die Künstliche Intelligenz steuert Fahrzeuge, komponiert Musik und schlägt Weltmeister im Schach. Aber eines kann sie nicht: in eine Kiste greifen und Dinge herausholen. Und das liegt nicht in erster Linie an den Robotern und ihren Greifarmen. Die sind schon sehr gut. Es liegt an den Augen, sprich: Kameras.
In ihrem Forschungsprojekt lehrt Annika Dausend der Künstlichen Intelligenz das Sehen. Sie testet verschiedene Kameras und arbeitet mit innovativer Bildverarbeitungssoftware, um den Griff in die Kiste in den Griff zu bekommen. Langfristiges Ziel sind automatisierte Lager, in denen Roboter Teile aus Behältern entnehmen. Eine sinnvolle Entlastung für MitarbeiterInnen, vor allem bei schweren Produkten.
Prof. Dr.-Ing. Manfred Beham arbeitet mit Annika Dausend an diesem KI-Projekt. Er glaubt, dass Digitaliserungs-Know-how eine Schlüsselkompetenz in der Arbeitswelt 4.0 sein wird. „Ingenieurinnen und Ingenieuren mit Fachwissen in Informationsverarbeitung und Künstlicher Intelligenz gehört die Zukunft. Dank der Förderung der IGZ können wir die Forschungsaktivität in diesem Bereich ausbauen sowie weitere Kurse in den Bereichen IT, Programmierung und KI konzipieren und umsetzen. Gemeinsam mit IGZ schaffen wir so zusätzliche Kapazitäten für eine zukunftsorientierte Ausbildung.“
Die IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH unterstützt die OTH Amberg-Weiden seit vielen Jahren, 2016 trat das Unternehmen dem PartnerCircle der Hochschule bei. Im Frühjahr 2019 unterzeichneten Hochschule und IGZ den Stiftungsvertrag zur Finanzierung der zusätzlichen Stelle.
Bericht: Alexander Seidl / OTH Amberg-Weiden