Dr. Söder, Aigner und Herrmann gedenken der vier getöteten Polizeibeamten
BAYERN / MÜNCHEN. Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Innenminister Joachim Herrmann haben gestern an der Gedenktafel der Münchner Residenz zum 100. Jahrestag der während des Putschversuchs der Nationalsozialisten am 9. November 1923 ums Leben gekommenen Polizeibeamten gedacht und ihnen zu Ehren einen Kranz niedergelegt. Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Erinnerung an die Vergangenheit und Mahnung für die Zukunft: Der Putschversuch am 9. November 1923 war einer der Vorboten für das schlimmste Kapitel der deutschen Geschichte. Landespolizisten haben damals den Rechtsstaat mit ihrem Leben verteidigt – aber leider war die Demokratie auf Dauer nicht stark genug. Auch heute ist unsere Demokratie wieder gefährdet. Es gibt eine neue Welle an Antisemitismus, Extremismus und Hass. Wir müssen uns mit Mut, Entschlossenheit und Wehrhaftigkeit dagegenstellen und für die Demokratie zusammenstehen. Wir dürfen vom ‚Nie wieder‘ nicht nur sprechen, sondern müssen es auch immer wieder zeigen. Klar ist: Ein Angriff auf jüdisches Leben und die Freiheit des Glaubens ist ein Angriff auf uns alle. Wir geben in Bayern ein Schutzversprechen und sagen in aller Deutlichkeit Nein zu jeder Form von Antisemitismus und Antizionismus.“ Aigner sagte: „Der gescheiterte Putschversuch war ein Warnschuss: Er wurde nicht gehört, weil Stimmung gemacht wurde und der Staat in Teilen das Gewaltmonopol verlor. Wir sollten es heute besser machen!“ Herrmann betonte: „Die vier Polizisten haben durch ihr mutiges Einschreiten ehrenhaft die Demokratie verteidigt. Demokratie und Freiheit sind die höchsten Güter einer Gesellschaft und müssen jeden Tag aufs Neue verteidigt werden.“
Der Innenminister hatte zur gestrigen Gedenkveranstaltung mit hochrangigen Vertretern von Politik, Kirche, Religionsgemeinschaften, Polizei und Justiz sowie mit Angehörigen der damals getöteten Polizeibeamten eingeladen. Begleitet wurde die Kranzniederlegung von einer Ehrenwache und einer Fahnenabordnung der Bayerischen Polizei sowie von einem Trommler und einem Bläserensemble des Polizeiorchesters Bayern.
Adolf Hitler hatte bereits am Abend des 8. November 1923 versucht, durch einen bewaffneten Aufstand die Regierungen in München und Berlin abzusetzen und selbst durch einen Putsch die Macht zu ergreifen. Er verbündete sich mit rechtsradikalen Kräften und wollte gleichzeitig rechtskonservative Kreise in der damaligen bayerischen Regierung und Verwaltung auf seine Seite ziehen. Am Folgetag, dem 9. November 1923, fand der berüchtigte ‚Marsch zur Feldherrnhalle‘ von Hitler und anderen Nationalsozialisten statt, der durch die Bayerische Landespolizei gestoppt werden konnte. Hitlers Vorhaben scheiterte, jedoch wurden bei diesen Auseinandersetzungen 20 Personen getötet, darunter auch vier Beamte der Bayerischen Landespolizei.
Polizei-Oberwachtmeister Friedrich Fink, 36 Jahre, aus Eschenau in Mittelfranken war seit 1919 bei der Bayerischen Landespolizei und wurde durch einen Kopfschuss getötet. Polizei-Unterwachtmeister Nikolaus Hollweg, 26 Jahre, aus Kulmbach hatte sich für 12 Jahre bei der Bayerischen Landespolizei verpflichtet und verlor ebenfalls durch einen Schuss der Nationalsozialisten sein Leben. Polizei-Hilfswachtmeister Max Schoberth, 20 Jahre, aus der Oberpfalz hatte erst seit einem Jahr Dienst bei der Bayerischen Landespolizei geleistet, bevor ihn die tödliche Kugel traf. Polizei-Hauptmann Rudolf Schraut, 37 Jahre, war als Sohn des königlichen Staatsrats und ehemaligen Regierungspräsidenten von Oberbayern der Hundertschaftsführer der eingesetzten Einheit der Bayerischen Landespolizei und damit zugleich Chef der eingesetzten Polizeibeamten. Auch er kam bei der Niederschlagung des Putschversuchs ums Leben.
Bericht: Bayerisches Innenministerium